Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu wollte 2012 laut eines Zeitungsberichts einen Angriff auf den Iran anordnen, um das Land daran zu hindern, zur Atommacht aufzusteigen. Das berichten die Wochenzeitung "Die Zeit" und die "New York Times" unter Berufung auf eigene Recherchen. Der damalige israelische Verteidigungsminister Ehud Barak hätte die Armee bereits angewiesen, sich auf eine schnellere Mobilisierung vorzubereiten.
Die Luftwaffe hätte Szenarien für einen Luftangriff durchgespielt. Zu einem Krieg sei es nur deshalb nicht gekommen, weil Netanjahu und Barak die Regierungsmitglieder nicht mehrheitlich für einen Angriff gewinnen konnten, berichten die Zeitungen weiter. Es sei ihm trotz aller Bemühungen nicht gelungen, das Kabinett, das einem Waffengang hätte zustimmen müssen, zu überzeugen, sagte Netanjahu der Wochenzeitung "Die Zeit" und der "New York Times". "Wenn ich eine Mehrheit gehabt hätte, hätte ich es ohne Zweifel getan", so der israelische Ministerpräsident weiter. Es sei "kein Bluff" gewesen. Im Streit um das Atomabkommen standen die USA und die Europäer 2018 offenbar zeitweilig kurz vor einer Einigung: Nach Angaben europäischer Diplomaten habe es im April 2018 einen fünfseitigen Entwurf für ein erneuertes Atomabkommen mit Iran gegeben, bei dem nur noch wenige Punkte strittig waren. In den meisten Verhandlungspunkten hätten die US-Delegation und ihre europäischen Counterparts Einigkeit erzielt. "Wir waren fast am Ziel", sagte ein europäischer Diplomat der Wochenzeitung "Die Zeit" und der "New York Times". Dennoch habe sich der US-Präsident Donald Trump nur Tage später, am 8. Mai 2018, für einen einseitigen Rückzug der Vereinigten Staaten aus dem Abkommen entschieden offenbar, ohne auf die Verhandlungsergebnisse einzugehen. In der US-Regierung wird dies bestritten.
Foto: Benjamin Netanjahu, über dts Nachrichtenagentur