Die Strategie von Bund und Ländern für die Verteilung der Corona-Impfstoffe könnte fehleranfällig sein. Das befürchten Experten der Logistikbranche, die sich mit Vertretern von Bundesregierung, Ländern und Bundeswehr zu einer Videoschalte getroffen haben, berichtet der "Spiegel" unter Berufung auf Teilnehmer. Ihre Kritik richtet sich unter anderem gegen aufwendige Zwischenlager, die von den Bundesländern für den Impfstoff eingerichtet werden.
"Der Bund ist gerade dabei, die gemeinsame Herausforderung in den föderalen Sumpf zu kippen", sagte ein Teilnehmer der Runde, die am Mittwoch stattgefunden hat, dem Magazin. Konzerne wie die Post-Tochter DHL haben dem Bund deshalb ein Gesamtpaket angeboten. Das Unternehmen könnte bestehende Strukturen nutzen und würde den Impfstoff über ein mit geeigneten Kühlgeräten ausgestattetes Zentrallager in Nijmegen direkt in die Impfzentren der Länder ausliefern. Zwischenlager in den Ländern wären überflüssig. Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Baden-Württemberg verhandeln bereits mit DHL die Modalitäten für ein solches System, berichtet der "Spiegel" unter Berufung auf eigene Informationen. Andere Länder hingegen planen mit eigenen Lagern, in denen auch eine teure Tiefstkühltechnik installiert werden muss. Das Land Brandenburg plant, ein Polizeilager dafür zu nutzen, und will eigens Kühltechnik anschaffen. Der Freistaat Bayern verhandelt für seine neun geplanten Lager mit Universitäten. Das vom Bund favorisierte System könnte auch Probleme bei der medizinischen Sicherheit bereiten, befürchtet Florian Eck, Geschäftsführer des Deutschen Verkehrsforums, einer Interessenvertretung der Logistikbranche: "Wir brauchen eine lückenlose Dokumentation, mit der wir jede einzelne Dosis vom Hersteller bis zum Patienten nachverfolgen können", sagte er dem "Spiegel".
Foto: Corona-Werbung der Bundesregierung, über dts Nachrichtenagentur