Der gesundheitspolitische Sprecher der EVP-Fraktion, Peter Liese (CDU), hat die Corona-Impfstoff-Zulassung in Großbritannien kritisiert. Die britische Notfallzulassung des Mittels der Unternehmen Pfizer und Biontech am Mittwoch sei "problematisch", sagte Liese am Freitag dem Deutschlandfunk. "Sie kriegen dadurch auch nicht mehr Impfstoff. Es werden nur 400.000 Menschen einen Monat früher geimpft, und ich weiß nicht, ob das die Sache wert ist", kritisierte der Europaabgeordnete.
Man könne sich sicherer sein, wenn man vorher noch Experten zu Rate ziehe, die aus der gesamten EU stammten. "Zum Beispiel in Großbritannien ist er ab 16 zugelassen, obwohl man recht wenige Daten für Menschen unter 18 hat. Man könnte zu der Erkenntnis kommen, dann fangen wir doch auch erst mal mit denen über 18 an", so Liese. Das gleiche gelte für die "ganz Alten", sagte der Mediziner. "Es gibt 40 Prozent der Studienteilnehmer, die über 65 waren, aber die wurden relativ spät einbezogen, und mir ist noch nicht klar, auch nach Gesprächen mit Biontech, wie viele über 80-Jährige sind eigentlich in den Studien gewesen und sollten wir wirklich mit den über 80-Jährigen anfangen, oder fangen wir vielleicht besser mit dem medizinischen Personal oder mit jüngeren Risikopersonen an." Da könnten die Experten der EMA noch wichtige Hinweise geben, zumal man am Anfang sowieso nicht genug Impfstoff für alle haben werde. "Diese Notfallzulassung ist eigentlich nicht für so was gedacht, sondern für Menschen, die individuell im Krankenhaus liegen und nur durch ein Medikament gerettet werden können. Dann kann man das Risiko natürlich eingehen, aber hier impfen wir ja Gesunde", sagte der Mediziner.
Foto: Mann mit Mund-Nasen-Schutz, über dts Nachrichtenagentur