Die Grünen wollen ein Förderprogramm des Bundes auf den Weg bringen, um die Hochschullandschaft in Deutschland klimaneutral umzubauen. Das geht aus einem Beschluss der Bundestagsfraktion und dem dazugehörigen Haushaltsantrag hervor, berichten die Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Montagsausgaben). Die Wissenschaft müsse ihren eigenen Treibhausgasausstoß "reflektieren, analysieren und reduzieren", heißt es im Fraktionsbeschluss.
Zahlreichen Initiativen von Studierenden, Forschenden und Mitarbeitenden an Hochschulen und Forschungseinrichtungen würden zeigen, dass das Problembewusstsein auf dem Campus angekommen sei. Doch es fehle an ausreichender Förderung der Bundesregierung. Die 600 Millionen Euro über vier Jahre, die die Grünen einsetzen wollen, sollen sich auf drei Bereiche verteilen: Über eine Förderlinie sollen Hochschulen, Universitäten und Universitätskliniken unterstützt werden. Um Geld zu erhalten, sollen sie ein Gesamtkonzept zum Thema Klimaneutralität vorlegen, welches unter anderem die Bereiche Forschung und Innovation, Vernetzung, Infrastruktur und Mobilität "möglichst umfassend" einschließt. Über eine zweite sollen außeruniversitäre Forschungseinrichtungen gefördert werden, auch sie sollen dafür Gesamtkonzepte vorlegen. Beide Teile des Bundesprogramms, welches die Grünen einrichten wollen, sollen laut Fraktionsbeschluss flexibel genug sein, um sowohl die Einrichtungen zu stärken, die im Bereich Nachhaltigkeit bereits sehr aktiv sind, als auch Anschub zu geben an Standorten, wo das Thema bislang eine untergeordnete Rolle spielt. Über eine dritte Förderlinie, den sogenannten "Klimainnovationsfonds", wollen die Grünen engagierte Einzelpersonen und Initiativen fördern. "Der Klimawandel im Wissenschaftssystem ist angefacht, den wollen wir weiter pushen", sagte Kai Gehring, hochschulpolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion, den Funke-Zeitungen. Er sehe Hochschulen als "Knotenpunkte" im Kampf um Klimaneutralität. "Die gute Nachricht ist, dass viele Universitäten und Hochschulen sich schon auf den Weg gemacht haben", so Gehring. "Es ist jetzt ganz entscheidend, einen politischen Anstoß für die Umsetzung zu geben. Denn da fehlen Unterstützung und Anreize." Ulrich Radtke, Sprecher der Universitäten in der Hochschul-Rektoren-Konferenz (HRK) und Rektor der Universität Duisburg-Essen, begrüßte den Vorschlag. Der Wille mehr zu tun, sei bei vielen Einrichtungen da, das Geld aber nicht unbedingt. "Bei Studierenden wie auch Hochschulbeschäftigten darf nicht weiter der Eindruck entstehen, dass Klimaschutzaufgaben als eine Zusatzbelastung gesehen werden", sagte Radtke den Funke-Zeitungen. Als ein zentrales Problem nannte er vor allem den Gebäudebestand der Hochschulen und Universitäten. "Der Bereich, der uns am meisten unter den Nägeln brennt, ist der bauliche Sektor." Es gebe ein großes Bestreben, bei der Sanierung von Altbauten, aber auch beim Bauen neuer Gebäude auf ökologische Standards zu achten, "aber da werden die Hochschulen ausgebremst". Weil ökologische Standards in Bauvorschriften häufig nicht verpflichtend festgeschrieben seien, müssten Hochschulen entsprechende Maßnahmen auf eigene Kosten ergänzen. "Auf eigene Kosten heißt: Es geht zu Lasten von Forschung und Lehre", so Radtke. "Das ist ein Problem." Gleichzeitig würde Nachhaltigkeit unter Studierenden immer mehr zu einem Faktor, der die Wahl des Studienorts beeinflusse. "Das ist für viele eine Frage moralischer Glaubwürdigkeit. Um ein attraktiver Standort zu sein, wird man an diesem Thema nicht vorbeikommen", so der Rektor.
Foto: Studenten in einer Bibliothek, über dts Nachrichtenagentur