Der SPD-Vorsitzende Norbert Walter-Borjans hat den Bau der Pipeline Nord Stream 2 trotz der Inhaftierung des russischen Oppositionsführers Alexej Nawalny verteidigt. "Sanktionen sollten jedoch den Täter treffen, sich damit ins eigene Fleisch zu schneiden, ist keine Lösung", sagte Walter-Borjans der "Rheinischen Post" (Dienstagausgabe). Nicht nur deshalb schieße die Verknüpfung mit einem Stopp der Vollendung einer zu 95 Prozent fertiggestellten Gas-Pipeline mit dem Fall Nawalny am Ziel vorbei.
"Der Verzicht auf die Pipeline wäre keine Handelssanktion, es wäre die bewusste Inkaufnahme einer 1.000 Kilometer langen Infrastrukturruine", sagte Walter-Borjans. "Wer die Vorgänge in Russland jetzt zum Anlass nimmt, ein aus anderen Gründen missliebiges Projekt zu verhindern, sollte den Menschen bei uns reinen Wein über die Konsequenzen einschenken. Ohne die Pipeline verzichten wir auf eine wichtige Option", so der SPD-Chef. "Sie macht uns nicht abhängig, sondern macht uns unabhängig, weil wir Alternativen sichern nicht nur zu US-amerikanischem Fracking-Gas, sondern auch zu Öl aus Staaten, in denen Demokratie und Rechtsstaatlichkeit missachtet werden", sagte Walter-Borjans.
Foto: Castoro 10 beim Bau von Nord Stream 2, über dts Nachrichtenagentur