Mehr Video-Streaming und Social-Media zu Weihnachten und zum Jahreswechsel - der wachsende Datenhunger der Bundesbürger bringt die Netze laut einer neuen Studie an ihre Grenzen. Internetnutzung und Datenverbrauch nehmen bereits seit Jahren rasant zu, die Kapazitäten auf den teils noch immer veralteten Netzen sind aber begrenzt. Laut der vom Breitband-Branchenverband Anga beim Analysehaus Goldmedia beauftragten Studie wird sich der durchschnittliche Datenverbrauch pro Haushalt bis 2030 selbst bei konservativen Schätzungen mehr als verdoppeln. In dem von den Studienautoren entwickelten so genannten "Trendszenario" wird der durchschnittliche Datenverkehr pro Haushalt zwischen 2024 und 2030 um das 2,4-Fache steigen. Haupttreiber sind dabei etablierte Anwendungen wie Video-Streaming, Social Media und Cloud-Dienste, die längst Teil des Alltags sind.
Insbesondere im Bereich Video zeichnen sich Veränderungen ab: Höhere Qualitätsstufen, wie 4K und 8K, werden zunehmend marktüblich und fordern die ohnehin begrenzten Bandbreitenreserven von DSL-Anschlüssen heraus. Und das Nutzerverhalten verändert sich ebenfalls: Jüngere Generationen greifen verstärkt auf Live-Streaming zurück, das deutlich höhere Bandbreiten benötigt als klassische On-Demand-Dienste.
Im "Potenzial-Szenario", das die Einführung neuer Technologien wie Virtual Reality (VR) und Cloud-Gaming einbezieht, könnte sich der Datenverkehr pro Anschluss bis 2030 sogar um den Faktor 3,7 erhöhen. Diese Technologien stehen an der Schwelle zur breiten Marktreife und könnten ab 2028 signifikante Auswirkungen auf die Internetnutzung haben.
Die Studie legt nahe, dass die Nachfrage nach schnellen und stabilen Gigabit-Anschlüssen zwangsläufig weiter steigen wird. DSL-Kupferleitungen, die in den 1990er Jahren eingeführt wurden, können die wachsenden Anforderungen dagegen nur noch bedingt erfüllen. "Deutschlands Datenautobahnen sind noch zu oft Schotterpisten. 24 Millionen Haushalte surfen immer noch auf den 30 Jahre alten DSL-Kupferleitungen, die längst in die Jahre gekommen sind", sagte Anga-Chef Philipp Müller der dts Nachrichtenagentur.
Dementsprechend sieht der Chef des 1974 gegründeten Verbands dringenden Handlungsbedarf und die Ergebnisse der Studie als Weckruf für Politik und Wirtschaft: Deutschland müsse seine digitale Infrastruktur modernisieren, um den wachsenden Anforderungen der kommenden Jahre gerecht zu werden. Bei der Umschaltung von alten DSL-Kupfernetzen auf gigabitfähige Infrastruktur, der so genannten Kupfer-Glas-Migration, sei politisch aktuell vor allem das Bundesministerium für Digitales sowie die Bundesnetzagentur gefordert. Das Ampel-Aus dürfe nicht zur Vollbremsung für schnelles Internet werden und Deutschland im europäischen Vergleich weiter zurückwerfen, sagte Anga-Geschäftsführer Müller der dts Nachrichtenagentur.
Foto: Netzwerk-Kabel in einem Hausanschlussraum (Archiv), über dts Nachrichtenagentur