Fresenius-Vorstandsmitglied Francesco De Meo hat in den deutschen Kliniken des Konzerns noch Platz für neue Patienten. "Wir könnten derzeit noch sehr viel mehr Patienten aufnehmen, ohne dass ein einziger deutscher Patient darunter leidet", sagte De Meo der "Süddeutschen Zeitung" (Dienstagsausgabe). Der Jurist ist zuständig für die Krankenhäuser und medizinischen Versorgungszentren unter dem Dach des Geschäftsbereichs Fresenius Helios, dem nach eigenen Angaben größten privaten Klinikbetreiber in Europa.
Stand Montag hat Fresenius in seinen deutschen Kliniken vier Covid-19-Patienten aus Italien aufgenommen. Das Thema sei hochpolitisch: "Der Bund hält sich sehr zurück", so der Fresenius-Vorstand weiter. Auf europäischer Ebene gebe es wenige, "die koordiniert und strukturiert an diesem Thema arbeiten". Fresenius ist dabei, die Zahl der Intensivbetten von 900 auf mindestens 1.500 aufzustocken.
Stand Montag hätten in den deutschen Klinken des Konzerns 80 an Covid-19 erkrankte Patienten auf einer Intensivstation gelegen, davon hätten 50 beamtet werden müssen, berichtet die Zeitung. "Momentan ist es eher so, dass wir andere Patienten, die behandelt werden könnten und sogar müssten, nicht behandeln, weil wir das sogenannte elektive Geschäft zurückgefahren haben, um aufnahmefähig für Covid-Patienten zu sein. Wir haben Kliniken, in denen vielleicht ist noch kein einziger Covid-Patient aufgetaucht, obwohl wir fast die komplette Intensivkapazität vorhalten", sagte De Meo.
Aber er will mit Blick auf die Lage in Spanien und Italien vorbereitet sein: "Die Zahl der Fälle in Deutschland könnte sich schlagartig erhöhen", so der Fresenius-Vorstand weiter. Wesentlich dramatischer ist die Lage in Spanien, wo Fresenius über das Tochterunternehmen Quironsalud ebenfalls der größte private Klinikbetreiber ist. "In Spanien haben wir rund zehn Mal so viele Fälle in unseren Kliniken", so De Meo. Inzwischen hat Fresenius aus Deutschland ein Team mit Ärzten und Pflegekräften nach Spanien geschickt und 30 Beatmungsgeräte.
"Es ist nicht ganz ohne, dahin zu gehen. Das ist anstrengend, es besteht Ansteckungsgefahr", so der Fresenius-Vorstand weiter. Mehr als 200 Kollegen hätten sich freiwillig gemeldet, um nach Spanien zu gehen. "Das ist überwältigend! Aber natürlich müssen wir hier mit Maß und Ziel vorgehen. Wir dürfen nicht Gefahr laufen, zu wenig Personal in Deutschland zu haben, wenn die Zahl der Patienten hier steigt", sagte De Meo der "Süddeutschen Zeitung".
Er sprach sich für mehr Tests auf Covid-19 in Deutschland aus, vor allem in den Risikogruppen, also ältere und immungeschwächte Menschen. "Wir könnten dann besser prognostizieren, was kommt, und besser abschätzen, wie lange wir die ganze Gesellschaft noch einsperren müssen. Man muss darüber nachdenken, wie die Kontaktsperren differenzierter gestaltet werden können", so der Manager. Die jetzigen Generalmaßnahmen bedrohten auf Dauer Existenzen.
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