Der Dax ist am Mittwochmorgen freundlich in den Handelstag gestartet. Gegen 9:30 Uhr wurde der Leitindex mit rund 18.540 Punkten berechnet, 0,7 Prozent über dem Schlussniveau vom Vortag. "Die Zahlen von Microsoft haben die Sorgen der Anleger genährt, dass die KI-getriebene Rally in der Tat zu weit gelaufen sein könnte", sagte Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst bei CMC Markets. "Sechs Prozent verlor die Aktie nachbörslich. Es ist eingetreten, was vorsichtige Anleger befürchtet hatten. Microsoft muss immer mehr Geld in die Entwicklung von Künstlicher Intelligenz stecken, ohne dass dies unmittelbar mehr Wachstum oder höhere Margen bedeuten wird. Konkret wurde im abgelaufenen Quartal mehr ins Cloud-Geschäft investiert. Ausgerechnet dieser Bereich aber wuchs weniger stark als erwartet. Außerdem signalisierte Microsoft, dass die Investitionen in KI weiter steigen."
Zwar sehe das Unternehmen langfristig die Vorteile, kurzfristig kämen diese aber zu einem hohen Preis.
"Da ging es schon fast unter, dass die seit Mitte Juli bereits um 28 Prozent gefallene AMD-Aktie nach einem robusten Geschäftsausblick nachbörslich wieder gut elf Prozent zulegen konnte. Der Nvidia-Konkurrent ist gut aufgestellt und verzeichnet eine hohe Nachfrage nach seinem neuen KI-Chip MI300X." Nvidia bleibe hier aber der Platzhirsch. Auch wenn die Quartalszahlen von AMD die Anleger wieder zuversichtlicher stimmten, bleibe offen, ob AMD langfristig gegen die wachsende Konkurrenz im KI-Chip-Sektor bestehen könne. "Wie hoch der Wettbewerb ist, zeigt eine andere Nachricht: Intel will Tausende Stellen abbauen. Hier geht es genau um das Thema, mit dem sich die Anleger gerade besonders beschäftigen: Die Verringerung von Kosten."
"Die US-Notenbank Fed sollte heute besser konkrete Hinweise auf eine Senkung der Leitzinsen im September geben, sonst könnte es am Aktienmarkt richtig ungemütlich werden. Samt gestrigem Rückgang notiert der Nasdaq 100 jetzt neun Prozent im Minus und damit nur einen Prozentpunkt von dem Bereich entfernt, der per Definition eine Korrektur markiert."
"Hierzulande wäre schon ein kleiner Hinweis auf eine steigende Bereitschaft der Fed zur geldpolitischen Lockerung ein Zugewinn. Das würde die Chance erhöhen, dass die EZB im September erneut an der Zinsschraube dreht. Deutschlands Wirtschaft schrumpft und das unterstreicht, was viele ohnehin hinter vorgehaltener Hand sagen: Dass die einzige bislang erfolgte Zinssenkung der EZB noch viel zu wenig war, um einen wirklichen Effekt zu erzielen. Der MDax liegt seit Jahresbeginn neun Prozent im Minus, der Dax zehn Prozent im Plus." Gerade auf die Nebenwerte wirkten sich die hohen Zinsen negativ aus. Die Wirtschaft erhoffe sich zeitnah einen Befreiungsschlag durch klare Signale der EZB über weitere kommende Zinssenkungen, sagte Stanzl.
Foto: Frankfurter Börse, über dts Nachrichtenagentur