Kommentar von Dr. Bernd Heim
Lieber Investor,
da China weiterhin einen Handelsüberschuss erwirtschaftet, muss nicht nur das im Ausland verdiente Geld angelegt werden. Es droht auch ein Streit mit den USA über die Höhe des Handelsdefizits. China ist den Vereinigten Staaten schon ein wenig entgegengekommen, indem es seine Währung um vier Prozent aufgewertet hat. Das verteuert chinesische Güter auf dem Weltmarkt, verringert das Handelsbilanzdefizit und verschafft im Konflikt um die Exporte in die USA ein wenig Luft. Das Problem löst die Aufwertung des Yuan aber nicht.
Weder China noch die USA haben ein Interesse daran, dass der Konflikt eskaliert
China ist deshalb dazu übergegangen, wieder stärker in US-Staatsanleihen zu investieren. Wie das US-Finanzministerium berichtete, löste das Reich der Mitte im Juni mit einem Gesamtbestand von 1.147 Milliarden US-Dollar an amerikanischen Staatsanleihen Japan wieder als größten Gläubiger der USA ab. Die aktuelle Schwäche der amerikanischen Währung kam den Chinesen bei ihren Zukäufen dabei entgegen.
Nun bleibt abzuwarten, wie die amerikanische Administration auf die Veränderung auf der Position des größten Gläubigers reagieren wird. Zwar hat Donald Trump Chinas Handels- und Wirtschaftspolitik auch als Präsident mehrfach öffentlich kritisiert und eine Untersuchung zu den chinesischen Handelsaktivitäten angekündigt. Doch seinen großen Worten sind ähnlich wie beim geplanten Mauerbau an der mexikanischen Grenze und bei der Steuerreform noch keine konkreten Taten gefolgt.
Diese könnten auch in Zukunft unterbleiben, zumindest was China betrifft, denn der Präsident müsste im Fall der Fälle mit einer chinesischen Gegenreaktion rechnen, die u.a. in einem plötzlichen Abverkauf von US-Treasuries bestehen könnte. Der Schaden für den Dollar wäre immens. Ihn kann auch Donald Trump nicht wollen, denn er wäre schädlich für Amerikas Reputation und Wirtschaft.
So wird es vermutlich bei Drohungen bleiben, denn weder China noch die USA haben ein Interesse daran, dass der Konflikt eskaliert. Die engen wirtschaftlichen Verflechtungen würden beide zu Verlieren machen. Von daher ist zu erwarten, dass das diskrete Knistern der Geldscheine das laute Rasseln der verbalen Säbel auf Dauer übertönen wird.
Ein Beitrag von Dr. Bernd Heim.