Kommentar von Dr. Bernd Heim
Lieber Investor,
der Mensch ist bekanntlich ein Gewohnheitstier. Er gewöhnt sich recht schnell an neue Situationen und findet sich mit ihnen ab. Ist dieser Punkt erreicht, wirkt das ursprünglich Neue plötzlich so gewöhnlich, das es nicht mehr weiter hinterfragt wird. Diese Beobachtung gilt selbstverständlich auch für die Anleger und ihren Umgang mit Zinsniveaus und Aktien- oder Anleihenkursen.
eine subtile Form des ‚Heute ist alles anders-Gedankens‘
Man hört deshalb immer wieder, es soll heute eine neue Normalität geben, die eben anders als in der Vergangenheit durch dauerhaft niedrige Zinsen und langfristig steigende Aktienkurse bestimmt sei. Aber ist dem wirklich so? Ist es tatsächlich angemessen davon zu sprechen, dass das natürliche Zinsniveau gesunken sei.
Dass man sich überhaupt mit dem Gedanken beschäftigt, ist eine subtile Form des ‚Heute ist alles anders-Gedankens‘, den wir aus nahezu jeder Blase kennen. Am Ende war dann zwar nichts anders, aber während die Blase aufgepumpt wurde, hat man sich an diesem Gedanken berauscht und mit seiner Hilfe den eigenen Verstand nach Kräften umnebelt.
Nicht für jeden Aktienkurs, wohl aber für den Zins gibt es Mittelwerte, die sich über Jahrhunderte herausgebildet haben. Selbstverständlich gab es auch in diesen Zeiten Boom- und Kontraktionsphasen und der Zins hat fraglos auf diese reagiert. Das Mittel, das uns heute in den Statistiken entgegentritt, ist somit ein sehr belastbarer Wert, weil sich dieser Durchschnitt eben über die Jahrhunderte herausgebildet hat.
Ein Beitrag von Dr. Bernd Heim.