Kommentar von Dr. Bernd Heim
Lieber Investor,
in den USA werden Junk-Bonds derzeit mit einer Rendite von 5,6 Prozent gehandelt. Das sieht auf den ersten Blick nach einer deutlich besseren Verzinsung aus. Der Eindruck täuscht aber, denn da amerikanische Staatsanleihen derzeit eine Rendite von 2,3 Prozent abwerfen, fällt der Aufschlag der Hochzinsanleihen mit 3,3 Prozentpunkten auch nicht so hoch aus, dass der das Risiko rechtfertigen würde.
Läge das Zinsniveau höher, wären auch die Ausfallquoten deutlich höher
Die Zinsdifferenz zwischen europäischen und amerikanischen Hochzinsanleihen ist ebenfalls nicht gerechtfertigt. In Europa liegen die Ausfallquoten bei etwa 2,5 Prozent, in den USA werden etwas mehr Anleihen notleidend, etwa drei Prozent. Der Unterschied ist nicht so groß, dass er die aktuelle Renditedifferenz zwischen europäischen und amerikanischen Hochzinsanleihen rechtfertigen würde.
Investoren müssen, wenn sie das mit einer Anlage verbundene Risiko betrachten, immer davon ausgehen, dass das Geld im Zweifelsfall weg ist und nicht zurückgezahlt wird. Zwar liegt auch bei den Junk-Bonds die Verlustquote nicht unbedingt bei 100 Prozent, weil oftmals aus der Konkursmasse noch ein Teil der Ansprüche befriedigt werden kann. Doch selbst mit diesen Ansprüchen und mit den Zahlungen aus der Konkursmasse wird das Risiko nicht so gering, dass es die aktuellen Zinssätze rechtfertigt.
Die Anleger sollten sich bei ihrer Anlageentscheidung auch nicht von den niedrigen Ausfallquoten täuschen lassen. Sie sind ebenfalls ein Produkt der niedrigen Zinsen. Läge das Zinsniveau höher, wären auch die Ausfallquoten deutlich höher, weil mehr Unternehmen Schwierigkeiten hätten, ihre Zinslasten zu stemmen.
Ein Beitrag von Dr. Bernd Heim.