Kommentar von Dr. Bernd Heim
Lieber Investor,
allein die Aussicht auf steigende Zinsen auch in Europa hat den Euro in den letzten Monaten zum US-Dollar stark ansteigen lassen. Das verringert den europäischen Handelsüberschuss gegenüber den USA und wird Präsident Trump freuen. Innerhalb der Europäischen Zentralbank wird man die Entwicklung vermutlich mit deutlich weniger Freude zur Kenntnis genommen haben.
Die Entlastung muss weitergehen
Ein schwacher Euro begünstigt die europäischen Exporte. Er macht die Produkte der Krisenländer auf dem Weltmarkt konkurrenzfähiger und sichert damit dort wie auch in Deutschland und den anderen wirtschaftlich stärkeren Ländern der Eurozone Arbeit und Beschäftigung. Mit jedem Cent, den der Euro zum US-Dollar steigt, wird dieser Effekt kleiner und damit das eigentliche Ziel des Anleihenkaufprogramms negiert.
An dieser Stelle ist es wichtig sich in Erinnerung zu rufen, dass das Kaufprogramm zwar offiziell gestartet wurde, um eine bestehende Deflationsgefahr abzuwenden, doch das eigentliche Ziel war und ist, die Staatshaushalte der südlichen Krisenländer zu entlasten.
Diese Entlastung ist jedoch kein punktuelles Ziel, das eines Tages erreicht sein wird, sodass das Programm anschließend beendet werden könnte. Dies könnte nur gelingen, wenn die Zeit genutzt worden wäre, um die Schulden zu reduzieren. Das ist jedoch nicht geschehen. Sie steigen munter weiter. Die Entlastung muss deshalb weitergehen. Aus diesem Grund ist zu erwarten, dass die Fraktion der Tauben im EZB-Rat die Niedrigzinspolitik so lange wie möglich beibehalten will.
Ein Beitrag von Dr. Bernd Heim.