Kommentar von Rolf Morrien
Liebe Leser,
wahrscheinlich teilen Sie meine Einschätzung: Das „TV-Giganten-Duell“ Merkel gegen Schulz brachte uns keinen großen Erkenntnisgewinn. Erwartungsgemäß kam aber ein Thema auf die politische Tagesordnung, das in Deutschland wirtschaftlich und auch emotional wichtig ist.
Der Diesel-Skandal gehört 2017 zu den wichtigsten Themen im Wahlkampf. Auch im Rededuell am gestrigen Abend zwischen der Kanzlerin Angela Merkel und ihrem Herausforderer Martin Schulz ging es um dieses Thema.
Keine Frage, die deutschen Autobauer haben sich in diesem Zusammenhang nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Im Gegenteil: Hier geht es zum Teil um kriminelle Handlungen, die hart bestraft werden sollten. Aber: Aus einem aktuellen Test des ADAC geht hervor, dass die Dieselfahrzeuge der ausländischen Autobauer allesamt schmutziger sind als die ihrer deutschen Konkurrenz.
Warum ich das so betone? Weil in der Diskussion um den Diesel-Skandal immer wieder der Eindruck erweckt wird, das es sich bei der Überschreitung der Grenzwerte um ein Phänomen handele, das nur oder wenigstens hauptsächlich die deutschen Autobauer betrifft. Dem ist nicht so!
Ein weiterer Punkt, bei dem die Fakten eine ganz andere Sprache sprechen als einige Medien oder Politiker, ist die Innovationskraft der deutschen Autobauer und ihrer Zulieferer. Immer wieder ist und war zu hören, dass die deutschen Autobauer wichtige Trends (beispielsweise die Elektromobilität) verschlafen hätten. Das ist so nicht richtig!
Denn Deutschland liegt bei den bewilligten Patenten zwischen 2010 und 2015 nicht nur bei den Verbrennungsmotoren klar vor Japan, Südkorea, China, Frankreich und den USA, sondern auch im Bereich der Elektro- und Hybridantriebe. Die deutsche Automobilindustrie hat in diese Bereiche in den vergangenen Jahren Milliarden investiert. Da aber die Nachfrage durch die Kunden noch zu gering ist, haben die deutschen Autobauer keine weitgehend unverkäuflichen Wagen für den Schrottplatz produziert, sondern warten noch ab, bis der Markt reif ist.
Auch beim autonomen Fahren liegt Deutschland vorne
Auch in Sachen autonomes Fahren ist Deutschland Innovationsführer. Kein Land verfügt über so viele Patente für autonome Autos wie Deutschland. 52% aller Patente weltweit in diesem Bereich kommen aus Deutschland.
Der deutsche Autozulieferer Bosch kommt allein auf fast 1.000 Patente und damit auf dreimal so viele wie der als besonders innovativ geltende US-amerikanische Elektro-Autobauer Tesla. Die genannten Zahlen gehen übrigens alle aus einer aktuellen Studie des in Köln ansässigen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) hervor.
Von den insgesamt 5.839 weltweit angemeldeten Patenten im Zusammenhang mit dem autonomen Fahren entfallen mehr als die Hälfte auf Hersteller von Autos und knapp ein Drittel auf Zuliefer-Unternehmen.
Unter den ersten 10 Unternehmen in Sachen Patentanmeldungen für autonomes Fahren befinden sich neben Bosch auch die deutschen Autobauer Audi, BMW, Volkswagen und Daimler sowie der deutsche Zulieferer Continental.
Damit zeichnet also auch diese Studie ein völlig anderes Bild als das einer deutschen Autobranche, die in der jüngeren Vergangenheit die wichtigsten Trends verschlafen hat.
Abschließend bleibt festzuhalten, dass die deutsche Automobilindustrie aktuell deutlich besser ist als ihr Ruf und dass Ihnen daher Investitionen in deutsche Autobauer und deren Zulieferer nach wie vor Gewinne versprechen. Meine persönlichen Branchenfavoriten finden Sie in meinen Börsendiensten „Power-Depot“ und „Depot-Optimierer“.
Ein Beitrag von Rolf Morrien.