Offener Brief an das Zentrum für politische Schönheit von einem Unternehmer, dessen Mitarbeiter durch die „SOKO-Chemnitz“ als angeblich rechtsradikal denunziert wurde.
Offener Brief an das Zentrum für politische Schönheit
von Gat Ramon Geschäftsführer CABKA Group GmbH
Ihre Aktion „SOKO-Chemnitz“ erweckt den Eindruck, dass einer unserer Mitarbeiter sich daran beteilige, Ausländer durch Chemnitz zu treiben, Presse und Polizeibeamte zu attackieren und, wie Sie schreiben: Hitler zu grüßen. Wir stellen hier nicht die Frage: Was darf Kunst? Wir erwarten, diese Art der Hetze und Denunziation zu unterlassen.
Wenn sich bewahrheiten sollte, dass auch ein Cabka-Mitarbeiter an den fremdenfeindlichen Aufmärschen in Chemnitz beteiligt war, wären wir darüber schockiert und bestürzt. Ja, wir wären zutiefst bestürzt. Aber wären wir auch überrascht? Ehrlicherweise leider nicht.
Und auch bei Ihnen und vielen anderen dürfte sich die Überraschung in Grenzen halten, wenn man bedenkt, in welcher politischen Situation wir heute leben. Unabhängig davon, ob man nach Amerika, in europäische Nachbarländer oder deutsche Bundesländer schaut, sehen wir einen beunruhigenden Rechtsruck.
Es entsteht häufig das Bild, dass rechtsextreme und verfassungsfeindliche Ansichten verharmlost und geduldet werden. Und so verwundert es nicht, dass in einem ostthüringischen Landkreis in einem Unternehmen unserer Größe statistisch gesehen auch Mitarbeiter mit ebensolcher Gesinnung zu finden sein könnten.
Aber wollen und müssen wir das dulden? Sicher nicht! Denn bei Cabka stehen wir für Offenheit, Toleranz und Vielfalt. Wir sprechen mehr als 10 Sprachen, haben Standorte in vier Nationen und operieren in mehr als 80 Ländern weltweit. Wir wünschen uns Mitarbeiter, die Unterschiede wertschätzen. Wir wollen Verbindungen schaffen – von Menschen verschiedener Nationalitäten, mit verschiedenen Kulturen und unterschiedlicher sozialer Herkunft. Wir wollen andere Meinungen und andere Anschauungen hören und zulassen – und müssen manche davon auch bis zu einem gewissen Punkt ertragen.
Für mich heißt das konkret, dass ich das Gespräch mit dem beschuldigten Mitarbeiter suche. Trotz der furchtbaren Anschuldigungen, die hier im Raum stehen, möchte ich niemanden vorverurteilen. Sollte sich dabei aber herausstellen, dass der Mitarbeiter entgegen unserer Werte und vielleicht sogar strafbar gehandelt hat, stoßen wir zwangsläufig sofort an die Grenzen des Erträglichen.
Ihre Aktion fordert uns bei Cabka, wie sicher auch viele andere Arbeitgeber in der Region, heraus. Dafür sind wir dankbar. Denn Sie veranlassen uns, öffentlich Haltung zu zeigen, öffentlich die Frage zu beantworten: Wie gehen wir mit Kollegen um, die sich als Fremdenfeinde verstehen und eine von Hass gegen Andersartige und Andersdenkende durchsetzte Gesinnung kultivieren?
Aber welches ist hier das geeignete Mittel? Wir versuchen, aktiv und verantwortungsbewusst mit diesen Mitarbeitern und Mitmenschen umzugehen. Eine öffentliche Denunziation ist für mich persönlich und auch für unser Unternehmen nicht die geeignete Antwort.
Was wir auf keinen Fall tun, ist Fremdenfeindlichkeit und Hass stillschweigend hinzunehmen. Denn wir haben eine Verantwortung gegenüber den Menschen in unserem Unternehmen, die sich nicht mit derartigen Ideologien identifizieren, mit diesen aber vielleicht in ihrem Arbeitsalltag konfrontiert werden. Sollten wir nicht versuchen, mit gutem Beispiel voranzugehen und dort, wo es möglich ist, Werte, Ziele und ein tolerantes Miteinander vorzuleben?
Wir bei Cabka denken, dass wir weiterkommen, wenn wir Ängste nehmen und ein positives Miteinander voranbringen, anstatt Türen zu verschließen. Wir sind überzeugt davon, dass es wichtiger ist, einen guten Umgang miteinander zu pflegen, anstatt zu verletzen und auszugrenzen. Und wir stehen zum Dialog bereit, zum Dialog mit Betroffen dieser Aktion und anderen Arbeitgebern.
Wir teilen uns hier als eigenständiges Unternehmen mit und beziehen unsere Stellungnahme auf diese aktuelle Aktion. Wir äußern uns auf Grund dieser Aktion, aber unabhängig vom Zentrum für Politische Schönheit.
Abschließend stelle ich eines noch einmal deutlich klar: Wir akzeptieren keine Fremdenfeindlichkeit und keine Gewalt – weder in verbaler oder schriftlicher noch in physischer Form!
Das schreibe ich im Namen der Familie Ramon und – wie ich mir sicher bin – auch im Namen des Großteils der Cabka-Belegschaft.
Gat Ramon Geschäftsführer CABKA Group GmbH