Die bekannte Ex-DDR-Bürgerrechtlerin sieht die BRD auf Abwegen. "Wir leben in einer Willkürherrschaft", politisch Andersdenkende geraten immer stärker unter Druck. Michael Mross im Gespräch mit Vera Lengsfeld.
Vera Lengsfeld sieht die Demokratie in Deutschland immer stärkeren Gefahren ausgesetzt. Wer politisch nicht auf Linie ist, wird schikaniert und drangsaliert. Erfahrungen, die sie teils selber machen musste. Im Interview mit Michael Mross sagt die ehemalige DDR-Bürgerrechtlerin: "Wir leben in einer Willkürherrschaft, die kritische politische Meinungen systematisch unterdrückt."
Vera Lengsfeld: "Ich empfinde den gegenwärtigen Zustand als einen Abbau von Demokratie, weg von Freiheiten, die wir uns zu mindestens als "DDR-Menschen" vor 30 Jahren hart erkämpft haben.
Wir sind ja schon im fast kompletten Überwachungsstaat. Im Gegensatz zur DDR ist es heute nicht mehr eine Staatssicherheit, die diese Überwachung betreibt, sondern lauter kleine freiwillige Denunzianten, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, das Netz zu beobachten auf unbotmäßig Äußerungen, die dann gemeldet werden, oder die auch beobachten, wer wo welche Veranstaltung macht, um unbotmäßigen Personen diese Veranstaltung zu verbieten, indem man die Wirte oder Saalvermieter unter Druck setzt.
Die Denunziaton ist insofern schlimmer als sie unübersichtlicher ist als damals in der DDR. In der DDR wusste man, mit wem man es zu tun hatte und man konnte sich Strategien überlege, das zu umzugehen. Aber jetzt sind es ja alles gesichtslose Leute, die das betreiben und da ist es sehr viel schwerer dagegen vorzugehenn. Die Angst, die mittlerweile offensichtlich herrscht, ist mindestens so groß wie in der DDR.
Wirte, denen gesagt wird, wenn ihr diese oder jene Veranstaltung zulasst, dann stehen wir vor der Tür oder wir zeigen dir mal wie wurffest deine Schaufensterscheibe ist, die neigen dazu, nicht nur einzuknicken, sondern sie wagen es auch nicht, damit an die Öffentlichkeit zu gehen.
Berufsverbote sind auch wieder en vogue in diesem schönen Merkel-Land. Menschen verlieren Arbeitsplätze oder Aufstiegschancen, wenn sie Sympathie für die AfD äußern oder deren Standpunkte verteten."
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Interview mit Vera Lengsfeld: