Claudia Roth will Klimapass für angebliche Klima-Flüchtlinge. "Er könnte den Betroffenen eine selbstbestimmte Umsiedlung in sichere Länder ermöglichen". Schätzungen: 140 Mio. Klima-Flüchtlinge bis 2050.
Die Grünen-Politikerin und Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth fordert von der Bundesregierung größeren Einsatz bei der Bewältigung von klimabedingter Migration und Flucht. "Die Klimakrise ist Ursache von Migration und Flucht – gerade im globalen Süden, der am wenigsten zur Erderwärmung beigetragen hat", sagte Roth dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland".
"Klimaschutz ist deshalb eine Frage globaler Gerechtigkeit. Das dürfen wir nicht länger verdrängen", mahnte Roth.
Am Freitag brachten die Grünen auf Initiative der Bundestagsvizepräsidentin einen entsprechenden Antrag in den Bundestag ein.
Die Bundesregierung müsse sich auf internationaler Ebene dafür stark machen, dass Betroffene umsiedeln dürfen, forderte die Grünen-Politikerin.
Handlungsbedarf bestehe vor allem mit Blick auf Bürger pazifischer Inselstaaten, die im Meer zu verschwinden drohten.
"Ein Lösungsvorschlag ist der Klimapass, wie ihn auch der wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung empfiehlt. Er könnte den Betroffenen eine selbstbestimmte und frühzeitige Umsiedlung in sichere Länder ermöglichen – und ihnen dort staatsbürgerähnliche Rechte gewähren", sagte Roth.
Bedeutet: Klima-Flüchtlinge aus aller Welt sollen in Industrie-Länder auswandern dürfen. Auch nach Deutschland. Und bei Ankunft gleich den deutschen Pass bekommen.
Der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung sieht „erhebliche Beweisschwierigkeiten“ bei der Bestimmung von Klima-Migration zu. Es gäbe „keine verlässlichen (...) Prognosen für das Phänomen“, die Schätzungen reichen bis zum Jahr 2050 von 25 Millionen bis eine Milliarde Menschen. Die Grünen nennen im Antrag die Zahlen der Weltbank: 140 Mio. Klima-Flüchtlinge bis 2050 – allein aus Afrika, Südasien und Südamerika.
Bürger von Staaten wie Tuvalu und Kiribati dürften nicht staatenlos werden, wenn es ihr Land nicht mehr geben sollte. "Das internationale Recht fordert dazu auf, Staatenlosigkeit zu vermeiden", sagte Roth, die selbst zuvor in der Südsee rumgejettet ist.
"Eine Staatsbürgerschaft im aufnehmenden Land kann eine Option sein", sagte sie. Roth beklagte eine verkürzte Klimadebatte hierzulande. "Wir reden über CO2-Preise und Pendlerpauschalen. Wir reden aber nicht darüber, dass innerstaatlich schon heute mehr Menschen durch klima- und umweltbedingte Katastrophen als durch Gewalt und Konflikte vertrieben werden", sagte die Bundestagsvizepräsidentin dem RND.