Der frühere V-Mann der nordrhein-westfälischen Polizei im Fall Amri erhebt schwere Vorwürfe gegen die Sicherheitsbehörden.
Das Attentat von Anis Amri am Berliner Breitscheidplatz wäre zu verhindern gewesen, sagte der ehemalige Informant dem "Spiegel". "Wir hätten ihn stoppen können, aber wir haben es nicht gemacht", so der frühere V-Mann weiter.
Er habe vielfach vor Amri gewarnt, doch ohne Erfolg. Der ehemalige Informant sei in einem aufwendigen Verfahren in eine Islamistenzelle um den Hassprediger Abu Walaa eingeschleust worden, berichtet das Nachrichtenmagazin weiter. Während der Ermittlungen sei der frühere V-Mann im November 2015 auch auf Amri getroffen. Sofort habe er vor dem Tunesier gewarnt.
Später habe ehemalige Informant von Amris Plänen berichtet, Kalaschnikows zu kaufen, um damit einen Anschlag in Deutschland zu begehen. Seinen Angaben zufolge wollte er Amri bei dieser Gelegenheit überführen und schlug der Polizei einen überwachten Kauf vor. "Ich habe denen gesagt: `Komm lass uns das machen, lass mich mit dem Amri die Waffen kaufen gehen`", sagte der frühere V-Mann. Aber die hätten das nicht gewollt.
Auch nachdem die Berliner Polizei für Amri zuständig geworden sei, habe er seine Warnung erneuert. "Passt gut auf den auf", sagte der ehemalige Informant laut seinen Angaben im September 2016 einem Beamten aus Nordrhein-Westfalen. Dieser sei "wirklich gefährlich".
Drei Monate später beging Anis Amri den Anschlag in Berlin und tötete zwölf Menschen. Die nordrhein-westfälische Polizei habe einen umfangreichen Fragenkatalog des Nachrichtenmagazins inhaltlich unbeantwortet gelassen und darauf verwiesen, dass V-Mann-Einsätze grundsätzlich geheim seien, berichtet der "Spiegel".
Der ehemalige Informant habe sich bislang weder vor Gericht noch in den drei laufenden Untersuchungsausschüssen zum Fall Amri geäußert. Ein Team des "Spiegel" hat den früheren V-Mann über viele Monate begleitet. Im Frühjahr erscheint dazu das Buch "Undercover: Ein V-Mann packt aus".
Foto: Breitscheidplatz nach Anschlag auf Weihnachtsmarkt, über dts Nachrichtenagentur