In Moskau beginnen im größeren Stil Impfungen mit der umstrittenen Vakzine "Sputnik V" gegen das Coronavirus.
Bis zu 40.000 Freiwillige sollen in den nächsten Tagen und Wochen den Impfstoff bekommen, 5.000 Personen sollen sich dafür innerhalb weniger Tage bereits angemeldet haben. Moskaus Oberbürgermeister Sergei Sobjanin warb in einem Aufruf mit einer "einmaligen Gelegenheit", dazu beizutragen, das Coronavirus zu besiegen.
Er selbst ließ sich auch gleich impfen, ebenso wie vor einigen Wochen bereits angeblich Putins Tochter. Russland hatte bereits am 11. August den Impfstoff staatlich "registriert", was im Ausland Verwirrung auslöste, ob dieser Vorgang bereits vergleichbar mit einer Zulassung sei. Denn eine sogenannte Phase-3-Studie, die üblicherweise der Ermittlung der Wirksamkeit und Sicherheit des Arzneimittels dient, war zu diesem Zeitpunkt noch nicht begonnen.
Laut Veröffentlichung in der Fachzeitschrift The Lancet sollen in zwei beendeten Phasen insgesamt nur 76 Probanden geimpft worden sein. Demnach verursachte der Impfstoff angeblich keine schweren Nebenwirkungen und hatte bei allen Teilnehmern zur Produktion von Antikörpern geführt. Der deutsche Bundesärztekammerpräsident Klaus Reinhardt nannte eine Zulassung in diesem frühen Stadium "ein hochriskantes Experiment".
Theodor Dingermann, jahrelang Professor für Pharmazeutische Biologie an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main, schrieb gleichwohl in der "Pharmazeutischen Zeitung", das von den Russen verwendete Wirkprinzip gelte "als relativ sicher und plausibel".
Ein Wirksamkeitsnachweis fehle aber. Die nun begonnenen Impfungen der bis zu 40.000 Probanden sollen dies nachholen, auf die Ergebnisse wird aber nur bedingt gewartet. Denn zum Ende des Jahres dürften allenfalls Teilergebnisse vorliegen, Russland will dann aber schon die landesweite Massenimmunisierung starten - vor allem beim Medizin- und Lehrpersonal.
Foto: Blick über Moskau mit Moskwa im Hintergrund, über dts Nachrichtenagentur