Fast 100 Tage nach ihrem Start wächst die Kritik an der deutschen Corona-Warn-App.
"Die App ist das Mautdesaster von Jens Spahn, sie kostet eine Menge Geld und hat keinen erkennbaren Nutzen", sagte der Leiter des Gesundheitsamts Berlin-Reinickendorf, Patrick Larscheid, der aktuellen Ausgabe des "Spiegel". Sie verunsichere die Anwender mit unspezifischen Warnungen.
"Diese App schadet mehr, als dass sie hilft", sagte der Mediziner. Um wirksam zu sein, hätte die App ihm zufolge erheblich mehr Daten erfassen müssen - zu Ort und Zeit des Kontakts und auch zur Person.
"Die App sagt Ihnen ja nicht einmal, ob der angebliche Risikokontakt im Freien stattgefunden hat, in der S-Bahn oder beim Verwandtenbesuch in einem Krankenhaus", sagte Larscheid.
Auch aus der Opposition mehren sich kritische Stimmen. "Am Anfang gab es einen großen Hype um die App, die Erwartungen waren völlig überzogen", sagte Maria Klein-Schmeink, gesundheitspolitische Sprecherin der Grünenfraktion. Der digitalpolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Manuel Höferlin, moniert, die Regierung habe sich nach dem erfolgreichen Start "zu lange ausgeruht".
Außer Fehlerbeseitigung sei nichts mehr passiert. Für ihn sei "völlig unverständlich", warum die App beispielsweise zwischenzeitlich nicht auch für ältere Handymodelle verfügbar gemacht worden sei. Stichproben der dts Nachrichtenagentur mit Bluetooth-Scannern in öffentlichen Verkehrsmitteln zeigen zudem, dass die aktive Nutzung der App offenbar trotz weiterer Downloads in manchen Bereichen wieder abgenommen hat. Offenbar haben einige Nutzer die App deaktiviert.
Foto: Corona-Warn-App, über dts Nachrichtenagentur