Der Präsident des Robert-Koch-Instituts, Lothar Wieler, hat vor einer Verschärfung der Corona-Situation in Deutschland gewarnt. "Die aktuelle Situation beunruhigt mich sehr", sagte Wieler am Donnerstag in Berlin. "Wir wissen nicht, wie sich die Lage in Deutschland in den nächsten Wochen entwickeln wird", fügte er hinzu.
"Es ist möglich, dass wir mehr als 10.000 neue Fälle pro Tag sehen. Es ist möglich, dass sich das Virus unkontrolliert verbreitet." Seine Hoffnung sei aber eine andere: "Ich hoffe, dass wir es schaffen, die Infektionen auf einem Level zu halten, mit dem wir umgehen können."
Ziel sei es, so wenig Infektionen wie möglich zuzulassen. Aktuell sehe man auch wieder einen Anstieg im Durchschnittsalter der Patienten. Ein höheres Alter könne zu mehr schweren Verläufen, intensivmedizinischen Behandlungen sowie Todesfällen führen, warnte Wieler.
Die Zahl der intensivmedizinisch behandelten Patienten habe sich in den letzten vier Wochen schon verdoppelt. Die Todesfälle seien noch niedrig, "aber wenn sich wieder mehr ältere Menschen anstecken, gehen diese auch wieder hoch", so der RKI-Chef.
Er forderte die Bürger dazu auf, sich weiter an die AHA-Regeln und die Präventionsmaßnahmen zu halten. "Nur wenn die Infektionszahlen niedrig bleiben, wird das Gesundheitssystem nicht überlastet und nur dann verhindern wir schwere Verläufe und auch Todesfälle", so Wieler.
Das Robert-Koch-Institut (RKI) hat am frühen Donnerstagmorgen den sprunghaften Anstieg der Corona-Infektionsfälle bestätigt.
Die direkten Abfragen bei den 401 kreisfreien Städten und Landkreisen, die täglich um 20 Uhr von der dts Nachrichtenagentur ausgewertet werden, hatten bereits am Vorabend rund 4.000 neue Infektionsfälle innerhalb von 24 Stunden gezeigt. Das war der höchste Tageswert seit Anfang April und rund 65 Prozent mehr als im Durchschnitt der letzten Tage.
Unterdessen haben weitere Regionen die kritische Schwelle von 50 Neuinfektionen pro Woche und 100.000 Einwohner überschritten.
Neben den vier Berliner Bezirken Mitte, Friedrichshain-Kreuzberg, Neukölln und Tempelhof-Schöneberg, sind derzeit auch Bremen, in NRW die Städte Remscheid, Hagen und Hamm, sowie die Landkreise Esslingen (Baden-Württemberg) und Vechta (Niedersachsen) inländisches "Risikogebiet".
Foto: Abstandsmarkierungen, über dts Nachrichtenagentur