Der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach lehnt Sonderrechte für Menschen, die gegen das Coronavirus geimpft sind, ab. "Privilegien für die Geimpften sind weder kontrollierbar noch gut zu rechtfertigen", sagte der Mediziner den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Montagsausgaben). "Im Übrigen ist nicht auszuschließen, dass Geimpfte andere noch anstecken können."
Wenn nur die Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna zur Verfügung stünden, können man zudem in den kommenden Monaten nur Risikogruppen impfen. Daher gebe es keinen Grund, über Sonderrechte zu spekulieren. Nach Ansicht des SPD-Politikers helfen Privilegien für Geimpfte auch nicht der Wirtschaft.
"Wir müssen die Zahl der Neuinfizierten mit einem starken und konsequenten Lockdown so reduzieren, dass wir uns Lockerungen wieder leisten können", sagte er. "Wirklich gefährlich ist für die Wirtschaft ein ständiges Hoch- und Runterfahren des öffentlichen Lebens. Die Frage, ob die kleine Gruppe der Geimpften mehr darf als andere, ist in diesem Zusammenhang nicht relevant."
Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) hält eine Debatte über mögliche Vorteile für Geimpfte für verfrüht. "Priorität muss jetzt die erfolgreiche Umsetzung der Impfstrategie haben", sagte die Hauptgeschäftsführerin Ingrid Hartges den Funke-Zeitungen.
"Über mögliche Vorteile von Geimpften sollte erst dann qualifiziert diskutiert und entschieden werden, wenn alle Impfwilligen überhaupt die Chance gehabt haben, sich impfen zu lassen. Vorher nicht."
Im Übrigen müsse rechtlich geklärt werden, ob es Gastwirten oder Hoteliers überhaupt erlaubt wäre, sich einen Impfausweis vorzeigen zu lassen, gab Hartges zu bedenken.
"Dies könnte ein Verstoß gegen den Daten- und Persönlichkeitsschutz darstellen. So war es bereits umstritten, ob unsere Unternehmen bei der Gästeregistrierung einen Anspruch auf Vorlage des Personalausweises hatten. Ich erwarte, dass diese Rechtsfragen vorher verbindlich geklärt werden."
Foto: Impfzentrum, über dts Nachrichtenagentur