Ein Jahr nach Beginn der Corona-Pandemie in Deutschland hat sich Bundesgesundheitsminister Jens Spahn verhalten optimistisch über den weiteren Verlauf der Krise geäußert. "Einen zweiten Jahrestag wird es in dieser Form nicht geben", sagte der CDU-Politiker der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung".
Und weiter: "Im Lauf des Jahres werden wir die Pandemie weitestgehend unter Kontrolle bekommen - durch die Impfungen und durch die Möglichkeit, das Vakzin an Mutationen anzupassen."
Es sei "enorm", dass innerhalb von nur einem Jahr ein neuer Impfstoff entwickelt worden sei und der Aufbau der komplexen Produktion innerhalb weniger Monate gelinge. Spahn lobte auch die Leistungen der Länder und Kommunen beim Aufbau der Impfzentren: "Das ist alles generalstabsmäßig organisiert, da funktioniert die Verwaltung richtig gut."
Der Minister zeigte sich verwundert über die Schärfe der Kritik am schleppenden Impfbeginn. "Nachdem wir wochenlang über die Impfreihenfolge und Knappheit am Anfang diskutiert haben, hätte aus meiner Perspektive jedem klar sein müssen, dass das einige Zeit dauern wird", sagte er. Dennoch verstehe er die Enttäuschung und wolle nichts schönreden.
Es bleibe weiterhin das "Ziel" der Bundesregierung, dass jeder aus der höchsten Risikogruppe der über 80-Jährigen bis Ende März geimpft sei. Das hänge jedoch von den Lieferungen aus dem europäischen Impfstoff-Kontingent ab. Spahn wandte sich gegen die Vorschläge der "Zero Covid"-Initiative. "Das ist zwar ein legitimer Diskussionsbeitrag, aber in dieser absoluten Form nicht umsetzbar", sagte der Gesundheitsminister der FAS. Verantwortungsvolle Politik müsse die richtige Balance finden zwischen vielen Interessen.
"Eine radikale Strategie fordert dagegen in vielen Bereichen einen hohen Preis - nicht nur wirtschaftlich, sondern auch sozial und gesellschaftlich", sagte der Gesundheitsminister. Zwar gebe es in anderen Ländern sehr niedrige Zahlen, in Japan, Taiwan oder Australien. Das seien aber alles Inseln. "Wir sind ein Land in der Mitte des Kontinents, neun Nachbarländer, freies Reisen. Bei mir zu Hause an der niederländischen Grenze fahren jeden Tag Hunderttausende von einem Land ins andere."
Foto: Jens Spahn, über dts Nachrichtenagentur