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Dichter, Denker und Kastraten

Es wird eine Zeit nach Corona geben. Und es werden Tage des Zornes sein, die all jene vor Gericht zerren, die aus Berechnung Mitläufer waren und uns allen Schaden zufügten.

 

von Meinrad Müller

Haben wir vergeblich auf DIE Wirtschaft gehofft, die schon im Eigeninteresse ein Machtwort einlegen würde? Ja wo sind sie denn geblieben? Wo verdrücken sich die Arbeitgeber und Verbandsvorsitzenden in Nadelstreifen, die jetzt, wo es darauf ankommt, den Mund aufzumachen? Verstummt wie alte verstaubte Volksempfänger stehen sie in der Gerümpelkammer unserer sonst so marktschreierischen Mediengesellschaft.

Sie werden gerade nicht gebraucht und haben demzufolge auch nichts mehr zu melden, geschweige denn drein zu reden. Doch auch in den Kajüten der Wirtschaftskapitäne brennt gerade das Kaffeewasser an. Und so fehlt ihnen einfach die Zeit, um der großen Kapitän*in etwas zu husten.

Ungehört geben sie keinen Mucks mehr von sich, denn die Mächtigere hat ihnen den Zahn, sprich den Stecker gezogen. Kleben die Vorstände doch auch vielfach langfristig an Staatsaufträgen, so will man sich in diesen Kriegszeiten den Mund nicht verbrennen. Widerspruch gegen die, welche gerade „ordnungsgemäß“ die Titanic steuern, kann wie vielfach gesehen, Kopf und Kragen kosten. Wie pudelnasse Schiffbrüchige stehen in Ehren ergraute Unternehmenskapitäne gedemütigt nun am Strand, dem Untergang ihrer Flotte hinterher zu weinen.

Tabletten gegen Magensäure und Whiskey können zu Grundnahrungsmitteln in den Redaktionsstuben werden, muss doch auf Weisung von „oben“ das geschrieben werden, was eigenen Recherchen, eigenen Lebenserfahrungen und zugetragenen Informationen oft zuwiderläuft.

Hat man den Schreiberlingen, zumindest den männlichen, unter finanzieller Betäubung wichtige Körperteile abgeschnitten, damit sie als schleimende Eunuchen der Macht kuschen? Es darf wie ehedem mit dem Federkiel und mit Haltung wieder gestürmt werden, wie immer in die gerade „richtige“ Richtung.

In welches Hunger- und Schneckenhaus haben sich die bislang viel beklatschten Kabarettisten klammheimlich zurückgezogen? Warten Sie etwa auf politisches Tauwetter, damit sich keiner dieser bissigen Wortkünstler die Zunge verbrennt? Auch wenn deren finanzielle Hütte bereits lichterloh in Flammen steht, so wagen sie es nicht, diejenigen zu kritisieren, welche den Brandsatz warfen.

Dieses Syndrom, ob aus Stockholm oder Berlin stammend, ist medizinisch hinlänglich beschrieben. Merken diese Solokünstler denn nicht, dass sie sich jahrelang und freiwillig einen Maulkorb selbst umgelegt haben und an der langen, jedoch nährenden GEZ-Leine wie kläffende Schoßhündchen geführt wurden? Man will ja für die Zeit „danach“ vorsorgen, um ja „nuhr“ nicht in Ungnade zu fallen.

Sehen wir Bürger wie sehr das Zünglein im Munde dieser Kasper bislang bereits „geeicht“ und von zentralen Komitees zensiert war? Die unsichtbaren Fäden dieses Marionettentheaters werden nun sichtbar, da wir endlich unsere Blickrichtung ändern mussten.

Wo sind die Vorstände der Konzerne, die mächtigen Industrie- und Handelsverbände, die Aktionäre und die Mächtigen im Lande, die sich ansonsten zu jedem politisch unglücklichen Fliegenschiss äußern mussten, um im Trend der angeblich Guten mitzuschwimmen?

Wie wir sehen nützt, ihnen das ganze gut sein wollen nichts. Was kann uns die linke Seite, zu der die GroKo sich neigt, schon anderes bieten, als das zu zerstören, was mit recht geschaffen wurde?

Was machen unsere Fürsten Unternehmensberater, wenn sie nicht gerade Wirecardscherben aufkehren oder kostspielig Gesundheits- und Verteidigungsministerien bespaßen? Warum hören wir aus deren Elfenbeintürmen kein Wort der Kompetenz? Diese Mietmäuler und Abstempler äußern sich doch stets nur im Sinne dessen, der sie angeheuert hat, selbst wenn Wirecard schon riecht wie eine tote Katze oder ein Ministerium innen liegt.

Wo sehen wir eine „Fraternite“, eine Brüderlichkeit in größter Not der bislang Mächtigen im Lande, jener die den deutschen Laden mithilfe Millionen treuer Menschen am Laufen hielten?

Trösten sich die angeheuerten Manager mit linksrheinischem Rebensaft über verminderte Tantiemen und dem Gedanken, dass Deutschland noch nicht reif sei für wahre „Liberte“, Freiheit? Firmeninhaber, Geschäftsführer, Selbstständige, welche mit Intellekt und Engagement deren Betriebe über Jahrzehnte hinweg aufbauten, Mitarbeiter beschäftigen und ausbilden, geschult im Konkurrenzdenken, entwickeln auch in größter Bedrängnis keinen Schulterschluss unter einander. Ganz im Gegenteil.

Wir erleben plötzlich wie selbst mit den Großen sprichwörtlich Schlitten gefahren wird, es sei denn sie bewegen deren Schlitten über den Wolken. Das ist natürlich was ganz anderes! Die künftige Bespaßung des Wahlvolks muss sichergestellt sein, damit nach Rückkehr aus Mallorca der erholte Finger wieder das richtige Kästchen auf dem Wahlzettel findet.

Dem Großteil der Betriebe wird jedoch wie Dreijährigen ein warmes Mäntelchen, warm gefüttert mit Ausfallzahlungen, umgehängt, ein Schal mit dem Aufdruck „wird schon“ um den Kragen gebunden und dann mit einem Schubs in den ungewissen Abhang gestoßen.

Wer kann die Millionen Unternehmer, ob Einmann- oder Einhundert Mann-Betrieb nicht verstehen, die nach diesem Jahrtausendboycott einfach keine Lust mehr haben?
Nochmals von vorne beginnen, das Damoklesschwert über dem Kopfe und das eigene Schicksal in die Hände von kaum 20 Personen zu legen, die über Daumen hoch oder Daumen runter entscheiden dürften, gleich welche Schäden entstehen?

Das deutsche Wirtschaftswunder, getragen vom Glauben an Selbstverwirklichung hat einen schweren Knacks erlitten. Die Mutigen und die Begeisterten werden nicht mehr durchstarten wollen. Nochmals ein Haus zu bauen, aus Erfahrung nun wissend, dass das Grundstück wie das Grundgesetz aus Treibsand bestehen?

Millionen von Arbeitern, die bei diesen Unternehmern ihr Einkommen verdienen, werden auf der Strecke bleiben. Wenn das Jobcenter ein privates Unternehmen wäre, lohnte es sich in diese Branche zu investieren.

Wo entstehen heute Bauernkriege wie jene im sechzehnten Jahrhundert, in denen mit Mistgabeln und Sensen gegen den unterdrückerischen Adel gekämpft wurde? Das mag daran liegen, dass die Mehrheit über diese beiden Werkzeuge nicht mehr verfügt.

Umerzogen, wie wir sind, traute man sich das erst dann, wenn die Revolutionsanwerber ein behördlich genehmigtes Antragsformular vorzeigten. Oder eine steuerlich absetzbare Bahnsteigkarte. Wo ist unser Mut, wenn schon unsere bislang so laut tönenden Arbeitgeber nicht mit gutem Beispiel vorangehen? Wir sind verloren.

Vorbei alle Macht und Herrlichkeit, mit welcher Firmen Produkte entwarfen, produzierten und in Ladengeschäften feilboten. Wenn der Enddarm dieser Wirtschaftskette per Dekret verstopft wurde, lohnt sich auch am anderen Ende keine Produktion.

Wo sind denn die Gewerkschaftsführer, deren Namen im Gegensatz von vor 30 Jahren heute schon niemand mehr kennt, die mit ihren Genossen auf die Barrikaden gehen? Wenn ein starker Arm die Räder anhalten kann, so kann er diese auch wieder in Gang zu setzen. Wo sind die Gewerkschaftsfunktionäre der IG Vernunft?

Wo sind die Mutigen im Gesundheitswesen, die nicht nur das in die Kamera sagen, was zuvor abgesprochen wurde? Was können wir als Bürger denn noch glauben, wenn der Arzt, der Klinikleiter und die Krankenschwester in Sorge um die Hypothekenraten fürs eigene Reihenhäuschen zu Sprechpuppen werden? Deren wirtschaftliche Abhängigkeiten lassen nur dann nach, wenn engere Beziehungen zur Pharmaindustrie sich nützlich erweisen, was ja gelegentlich zum Wohle einzelner vorkommen soll.

Machtlos wie Wickelkinder und zahnlos wie Greise zeigen sich jetzt Wirtschaftsverbände, die ihre Hauptaufgabe in der Mitgliederbetreuung und oft in Nebensächlichkeiten sahen. Solange die Chose lief konnte man noch Seminare zum Thema Gendersternchen (*) abhalten. Doch jetzt, wo die angeschlossenen Mitgliedsbetriebe nach Hilfe förmlich schreien, jetzt versagen diese Interessenvertretung vollends.

Sämtliche abendliche Vernetzungen mit der Politik, bei Champagner und Kaviarbrötchen waren offensichtlich vergebens. Vergleichsweise genauso unnütz wäre eine Ortsfeuerwehr, wenn im Falle eines Brandes die Pumpe nicht funktionierte. Auch der Herzschlag unserer Gesellschaft hat Vorhofflimmern und die diplomierten und wohldotierten Herzmasseure stehen derweil deppert daneben.

Wir alle, denen das hohe Lied der Demokratie beigebracht wurde, wachen jetzt aus unserem Dämmerschlaf auf. Denn wir haben in unserer Blauäugigkeit wenige Personen an die Spitze gesetzt.

Mit nicht vorhersehbarer Macht, die der eines Alleinherrschers entspricht, werden wir jetzt zu Befehl und Gehorsam gezwungen. Wo, so fragen wir uns, sind denn die tapferen Schreihälse, die 80 Jahre nachdem Menschen gebrandmarkt wurden, sich heutzutage für Grundgesetz und Menschenrechte einsetzten?

Es wird eine Zeit nach Corona geben. Und es werden grausame Tage des Zornes sein, die all jene vor Gericht zerren, die aus Berechnung Mitläufer waren und uns allen Schaden zufügten. Die Wahl des Gerichtsstandes ist egal. Damit viele daran teilnehmen können, wird eine Videokonferenz angeraten.

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