Die Vorsitzende des Deutschen Ethikrats, Alena Buyx, hat sich gegen eine staatlich vorgeschriebene Impfpflicht in Deutschland ausgesprochen - sieht die Bevölkerung aber in der Verantwortung.
"Gibt es eine moralische Pflicht, sich impfen zu lassen? Ja", sagte sie dem "Spiegel". Buyx ist seit vergangenem Mai Vorsitzende des Deutschen Ethikrats.
Das Gremium hatte sich jüngst gegen die Rückgabe von Freiheitsrechten für bereits Geimpfte ausgesprochen. Solange nicht klar sei, ob die Geimpften noch ansteckend sein können, sei die Debatte verfrüht. Buyx verteidigte die Empfehlung erneut. Neben der Frage der Ansteckungsgefahr gehe es gerade bei Restaurantöffnungen und Lockerungen im Kulturbereich auch um die Frage, ob überhaupt Personal bereitstehe.
"Geschlossene Systeme gibt es aber fast nur im Pflegeheimen", sagte die Wissenschaftlerin. In Gaststätten arbeiteten hingegen Menschen, die erst spät in der Impfreihenfolge dran seien.
In der Debatte um die Vergabe von Restdosen sprach sich Buyx für eine breite Verteilung aus: "Jede Dosis muss in einen Arm."
Entsprechend sei es nachvollziehbar, dass am Ende eines Tages übrige Impfdosen auch Menschen gespritzt würden, die nicht der derzeit vorrangigen ersten Priorisierungsgruppe angehören.
Zuletzt waren mehrere Fälle bekannt geworden, in denen sich Lokalpolitiker vorgedrängelt und Impfdosen erhalten hatten. Nicht immer war klar, ob wirklich keine anderen Kandidatinnen und Kandidaten gefunden werden konnten. "Wenn man sich darum wirklich bemüht hat, Impfdosen an die Priorisierungsgruppe zu geben und niemanden findet, dann ist es vertretbar", sagte die Medizinethikerin über die Vergabe des Impfstoffs an andere Personen. Allerdings brauche es einen guten Mechanismus, um übrig gebliebene Dosen sinnvoll zu verimpfen.
Foto: Impfzentrum, über dts Nachrichtenagentur