Kinderärzte verabreichen nur geringe Mengen des Biontech-Impfstoffs an über 12-Jährige.
"Derzeit impfen die Ärzte nur sehr wenige Kinder und Jugendliche gegen Corona, obwohl es eine deutlich erhöhte Nachfrage gibt", sagte der Bundessprecher des Berufsverbands der Kinder- und Jungendärzte, Jakob Maske, den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Donnerstagausgaben).
Ein Grund sei, dass es im Moment zu wenig Biontech-Dosen gebe, als dass alle im Alter ab zwölf Jahren versorgt werden könnten.
Maske führte aus: "Von allen Anfragen für die Altersgruppe zwischen 12 und 15 Jahren erhalten momentan weniger als zehn Prozent der Kinder und Jugendlichen eine Covid-19-Impfung." Der ganz überwiegende Teil davon habe eine schwere Vorerkrankung und daher ein erhöhtes Gesundheitsrisiko. "Auf diese Kinder und Jugendlichen gehen die Ärzte zu", sagte Maske. A
uch in begründeten Ausnahmefällen seien Corona-Impfung möglich, etwa bei einem bevorstehender Schüleraustausch in die USA, der ohne Impfung nicht stattfinden könne. "Allein der Wunsch, geimpft in das neue Schuljahr zu starten", sei aus Sicht von Kinderärzten aber "keine hinreichende Begründung". Als weitere Gründe für die Zurückhaltung vieler Mediziner nannte Maske, dass es für die Jüngeren keine grundsätzliche Empfehlung des Biontech-Impfstoffs durch die Ständigen Impfkommission (Stiko) gebe.
Zudem stelle sich grundsätzlich die Frage, wie sinnvoll Corona-Massenimpfungen in dieser Altersgruppe seien. Kinder und Jugendliche hätten ein äußerst geringes Risiko einer schweren Erkrankung. "Es ist also Quatsch, die Jungen zuerst zu impfen, während viele Älteren deutlich gefährdeter sind und immer noch auf einen Termin warten, weil es zu wenig verfügbare Dosen gibt", sagte Maske.
Eltern- und Schülervertreter üben derweil scharfe Kritik an der Organisation der Impfungen für die Jüngeren. "Die Terminvergabe ist zur Lotterie geworden. Das führt dazu, dass die, die sich impfen lassen wollen, es nicht tun", sagte der Generalsekretär der Bundesschülerkonferenz, Dario Schramm, den Funke-Zeitungen. Er habe erwartet, dass Kinder und Jugendliche beim Biontech-Mittel Priorität haben, "stattdessen konkurrieren jetzt alle um diesen Impfstoff.
Das ist fatal", sagte Schramm. Sabrina Wetzel, Vorstandsmitglied des Bundeselternrats, sagte, es sei "absolut nachvollziehbar, dass Eltern schwere Bedenken haben und zögern, ihre Kinder impfen zu lassen". Auf der anderen Seite bekämen wiederum die, die bereit seien, sich impfen zu lassen, keinen Termin.
"Wir drehen uns im Kreis", kritisierte Wetzel. Solange die Eltern sich nicht sicher fühlten, "müssen wir andere Wege finden, die Kinder zu schützen". Sie stellte klar: "Im nächsten Winter können wir die Kinder nicht wieder in der Winterjacke bei offenen Fenstern in die Klassenräume setzen."
Laut Robert-Koch-Institut (RKI) lag zuletzt die Quote der einmal geimpften bei den unter 18-Jährigen in den Bundesländern zwischen 1,0 und 1,8 Prozent. Einen Wert für ganz Deutschland weist das RKI nicht aus. Zweifach geimpft sind in derselben Altersgruppe je nach Bundesland zwischen 0,3 und 0,7 Prozent.
Foto: Bereitgelegte Impfspritzen, über dts Nachrichtenagentur