Die deutschen Intensivmediziner sehen sich für eine mögliche vierte Welle gut gerüstet.
"Ich blicke mit Respekt, aber nicht mit Panik auf den Herbst und eine mögliche vierte Welle", sagte der Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi), Gernot Marx, dem "Handelsblatt".
Sie werde "grundlegend anders verlaufen als die Wellen zuvor, da deutlich mehr Menschen geimpft sein werden und es deswegen weniger schwere Fälle geben wird - also auch deutlich weniger Patienten mit Covid-19 auf den Intensivstationen", ist er sich sicher.
Dort befänden sich derzeit etwas mehr als 500 Corona-Patienten aus der vorangegangenen Welle. "Es werden kontinuierlich Corona-Patienten auf den Intensivstationen landen, aber eben nicht in überdurchschnittlichen Zahlen wie in der Hochzeit der Pandemie", so Marx. "Das erleben wir auch bei der Influenza." Die Belegung normalisiere sich.
"Corona wird deswegen aus intensivmedizinischer Sicht tatsächlich zu einer normalen Grippe." Einen "entspannten Herbst und Winter" macht er vor allem davon abhängig, wie sich die Impfquote entwickelt. Dafür seien noch große Anstrengungen nötig. "Mobile Impfteams in Innenstädten und großen Treffpunkten wie beispielsweise Fußballstadien sind ebenfalls sinnvoll", sagte er. "Außerdem sollten wir uns ein Beispiel an Kampagnen wie in den USA nehmen und die Impfung mit einer Verlosung von einem Gewinn von Hunderttausenden Euro verbinden."
Die Impfquote müsse auch das Kriterium für ein Ende der Corona-Maßnahmen sein. "Bei einer Impfquote von 85 Prozent können wir meines Erachtens auf alle Maßnahmen verzichten", sagte er. "Bis dahin braucht es mindestens Testen, Masken und Abstand halten - insbesondere in Innenräumen."
Foto: Krankenhausflur, über dts Nachrichtenagentur