Sarah Gilbert, die an der Universität Oxford den Corona-Impfstoff von Astrazeneca entwickelte, hält das generelle Impfen von Kindern nicht für notwendig.
"Die Politik sollte eine Kosten-Nutzen-Analyse machen. Der Nutzen des Impfens ist für Kinder viel geringer als insbesondere für ältere Erwachsene", sagte Gilbert der "Welt" und anderen europäischen Medien.
"Sehen wir uns das Beispiel Delta an. Diese Mutation ist sehr ansteckend, die Leute werden trotz zwei Impfungen erneut krank - aber der Verlauf ist sehr mild. Schwere Fälle und Todesfälle sind selten", fügte Gilbert hinzu.
"Womit die Impfungen ihr Ziel erreicht haben: das Gesundheitssystem vor dem Kollaps zu schützen. Wenn die Übertragung nicht zu verhindern ist, und Kinder weder schwer erkranken noch sterben, dann stellt sich die Frage: lohnt sich das Impfen?"
Gilbert wies auch darauf hin, dass der Nachschub an Impfdosen begrenzt sei. Man solle deswegen eher alte Menschen und Krankenpersonal in Ländern versorgen, die keine oder kaum Impfstoffe haben. "Bis nicht alle geschützt sind, ist niemand geschützt." Der Impfstoffexpertin zufolge werden Auffrischungen der Impfungen für die allgemeine Bevölkerung nicht nötig.
"Die Wirksamkeit lässt vor allem bei älteren Menschen schneller nach. Weil das Immunsystem altert, ist auch die Reaktion mit Antikörpern nicht mehr so gut. Falls wir also Booster brauchen, dann für die ältere Population. Ich erwarte nicht, dass dies für die breite Bevölkerung notwendig wird."
Gilbert ist zudem zuversichtlich, dass die derzeit verwendeten Impfstoffe nicht für Mutationen verändert werden müssen. "Tatsächlich sehen wir ein sehr hohes Maß kreuzreaktiver Antikörper. Natürlich gibt es eine gewisse Reduzierung, wie sehr die Antikörper die Mutation neutralisieren. Aber keinesfalls fällt die Neutralisierung ganz aus. Eine Veränderung des Impfstoffs scheint daher nicht dringend nötig."
Foto: Spielendes Kind, über dts Nachrichtenagentur