Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) hat sich dafür ausgesprochen, dass künftige Einschränkungen im Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus nur noch für Ungeimpfte gelten sollten.
Kurz vor den Beratungen von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit den Ministerpräsidenten sagte Tschentscher im Interview mit der F.A.Z. (Montagsausgabe): „Es wird darauf hinauslaufen, dass bestimmte Beschränkungen nur für Ungeimpfte gelten.“ Einen abermaligen Lockdown für Wirtschaft, Kultur, Bildung und das private Leben könne man so vermeiden. „Wenn der Großteil der Menschen aufgrund einer Impfung nicht mehr gefährdet ist, können wir nicht wieder die gesamte Bevölkerung mit Beschränkungen belegen“, sagte Tschentscher.
Alle Erwachsenen sollten sich jetzt impfen lassen, äußerte der SPD-Politiker in der F.A.Z. „Weil es für den Schutz der eigenen Gesundheit wichtig ist, weil sie damit dem Gemeinwohl dienen und weil es früher oder später darauf hinausläuft, dass man es ungeimpft schwer hat.“ Tschentscher sprach sich auch dafür aus, dass Ungeimpfte künftig nur noch nach einem PCR-Test mit Genesenen und Ungeimpften gleichgestellt werden sollten. „Antigen-Schnelltests sind nicht zuverlässig genug.“
Tschentscher hob gegenüber der F.A.Z. hervor, dass eine Impfpflicht bei Corona nicht vorgesehen sei. „Aber wenn wir im Herbst in eine Lage kommen, in der wir handeln müssen, stehen wir vor zwei Alternativen“, sagte er. „Ein Lockdown für alle, den ich nicht für vertretbar halte, oder eben Beschränkungen für diejenigen, die keine Impfung haben, obwohl diese seit Langem empfohlen wird.“
Geimpfte könnten laut Tschentscher zum Beispiel weiterhin Veranstaltungen in der Kultur und im Sport besuchen, während das für Ungeimpfte bei einer entsprechend hohen Inzidenz nicht möglich sei. „Auch das Reisen wird für Geimpfte einfacher“, sagte Tschentscher. Er fügte an: „Wir müssen doch klar sagen: Impfen ist unser Ausweg aus der Pandemie. Wer sich jetzt impfen lässt, schützt sich und andere, insbesondere auch kleine Kinder und Menschen, die aus bestimmten Gründen nicht geimpft werden können.“ Mit Blick auf die Bund-Länder-Runde am Dienstag äußerte er die Erwartung, dass die Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten einen „gemeinsamen Rahmen beschließen, den die Länder dann mit konkreten Regelungen ausfüllen“.
Die Inzidenz, über die ebenfalls auf der Ministerpräsidentenkonferenz diskutiert werden soll, sei weiter eine wichtige Kenngröße, sagte Tschentscher. Sie müsse nur anders beurteilt werden, weil ein großer Teil der besonders vulnerablen Personen jetzt geimpft sei. Bei gleicher Inzidenz seien die Folgen für schwere Erkrankungen und die Belastung des Gesundheitswesens damit geringer. „Leider hat der Bund feste Inzidenzgrenzen wie 35, 50 oder 100 ins Infektionsschutzgesetz geschrieben. Wir brauchen in dieser Phase der Pandemie aber neue Maßstäbe und weitere Kenngrößen wie die Zahl der stationären Patienten und die Auslastung der Intensivstationen.“