Während Tausende Ortskräfte in Afghanistan bisher vergeblich auf ihre Rettung warten, ist ein Sexualstraftäter mit der deutschen Luftbrücke aus Afghanistan zurückgekehrt.
Der afghanische Täter war im Februar 2019 aus der Haft in sein Heimatland abgeschoben worden. Nach SPIEGEL-Informationen kam Sardar Muhammed M. am 24. August mit einer Maschine aus Taschkent nach Frankfurt, nachdem er zuvor aus Kabul ausgeflogen worden war.
Das Landgericht München hatte M. 2012 zu einer Freiheitsstrafe von acht Jahren und drei Monaten verurteilt, weil er seine Tochter vergewaltigt und über Jahre sexuell missbraucht hatte. Der erste Übergriff erfolgte, als die Tochter neun Jahre alt war. Zum Zeitpunkt seiner Abschiebung aus der Haft nach Afghanistan hatte er noch eine Restfreiheitsstrafe von 177 Tagen zu verbüßen. Daher kam er nun nach der Identitätsfeststellung am Flughafen Frankfurt erneut in Haft und befindet sich zurzeit in der Justizhaftanstalt Frankfurt-Preungesheim. In der 2015 rechtskräftig gewordenen Ausweisungsverfügung der Stadt München hieß es: »Die Ausländerbehörde sieht eine ganz konkrete Wiederholungsgefahr für die Begehung von weiteren massiven Sexualstraftaten nach ihrer Entlassung aus der Haft.«
Wie Sardar M. es schaffte, einen Platz in einer Bundeswehrmaschine aus Kabul zu erhalten, ist bisher ungeklärt. In der Bundesregierung bahnt sich derweil ein Streit über die weitere Rettung von Menschen aus Kabul an. Während das Auswärtige Amt auf eine schnelle, unbürokratische Evakuierung von Ortskräften dringt, plädiert das Innenministerium für die Rückkehr zu einem Prüfverfahren mit gründlicher Sicherheitsüberprüfung noch vor der Einreise.