Saudi-Arabien: Ukrainekrieg legt Zerwürfnis zwischen Riad und Washington offen. Nur ein "Narr" würde sich auf die USA verlassen. Zuvor hatte das Königreich angekündigt, Öl gegen chinesischen Yuan zu verkaufen.
Der weltweit größte Erdölexporteur Saudi-Arabien vermeidet bisher, den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine zu verurteilen. »Das Königreich ist nicht Teil dieses Konflikts und will es nicht werden, weder direkt noch indirekt«, sagte der saudi-arabische Politikwissenschaftler Mansour Almarzorqi vom Prince-Saud-Al-Faisal-Institut für Diplomatische Studien in Riad dem Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL.
Als Grund nannte Almarzorqi die Entfremdung von den USA. Das Verhältnis zu Washington sei »tiefgreifend beschädigt«, erklärte der Professor. Nur ein »Narr« würde sich auf die USA verlassen, sagte er. Almarzorqi kritisierte, dass »einige westliche Hauptstädte« erwarteten, sein Land solle sich in der aktuellen Krise auf die Seite des Westens schlagen.
Gleichzeitig betonte der Wissenschaftler die Bedeutung der Beziehung seines Landes mit China: Schon jetzt sei das Handelsvolumen mit Peking mehr als zweimal so hoch wie das mit den USA. Anders als Peking versuche der Westen jedoch »dem Rest der Welt sein Wertesystem aufzuzwingen«. Der Westen nutze die Menschenrechtsfrage als »Erpressungsinstrument«, um wirtschaftliche und politische Zugeständnisse zu erhalten.
Am 12. März dieses Jahres hatte das Innenministerium in Riad die Hinrichtung von 81 Verurteilten gemeldet, die größte Massenhinrichtung in der modernen Geschichte Saudi-Arabiens. Das Land wurde dafür von den Vereinten Nationen und Menschenrechtsvertretern stark kritisiert.
Laut einem neuen Bericht des Wall Street Journal befindet sich Saudi-Arabien in aktiven Gesprächen mit Peking, um seine Ölverkäufe nach China in chinesischen Renminbi (Yuan) abzuwickeln. Dieser Schritt würde die Dominanz des US-Dollars auf dem globalen Erdölmarkt brechen und eine weitere Verlagerung des weltweit größten Rohölexporteurs in Richtung Asien signalisieren.