Ballweg bereut nichts: „Würde es nochmal genauso machen“ Er mutmaßt politische Gründe für Verfahren gegen ihn – „Versucht, andere Meinungen mundtot zu machen“.
Nach seiner Entlassung aus der Untersuchungshaft bestreitet Querdenken-Gründer Michael Ballweg alle Vorwürfe und mutmaßt, dass es politische Gründe für das Verfahren gegen ihn gibt. „Die Hausdurchsuchung war auf jeden Fall politisch motiviert“, sagte er am Dienstagabend im Interview mit „Schuler! Fragen, was ist“.
„Man will offensichtlich verhindern, dass sich nachhaltige Strukturen für eine außerparlamentarische Opposition bilden. Man hat einfach gemerkt, dass diese außerparlamentarische Bewegung sehr viel Kraft hat und sehr schnell gewachsen ist und hatte wohl gehofft, wenn man mich inhaftiert, sei der Treiber hinter der Bewegung weg. Man hat aber leider übersehen, dass ich von Anfang an darauf eingewirkt habe, dass die Bewegung sich dezentralisiert, damit genau sowas nicht passieren kann, dass man eine Person hat, die angreifbar ist. Deshalb gab es in der Spitze über 70 Querdenken-Bewegungen in ganz vielen Städten.“
Ballwegs Blick auf die heutige Lage in Deutschland: „In Bezug auf Corona gibt es eine große Aufklärung inzwischen. Aber das nächste Thema, wo man genauso verfährt wie mit Corona, ist der Ukraine-Krieg, wo man versucht, andere Meinungen mundtot zu machen. Zum Thema Corona: Aufarbeitung muss natürlich sein, da wird noch einiges passieren müssen, und das ist auch, wofür ich mich einsetzen werde. Weil es wird ja von dem einen oder anderen schon die nächste Pandemie angekündigt. Und natürlich wollen wir diese Grundrechts-Einschränkungen, die wir erlebt haben, nicht noch mal erleben.“
Haben sich die Corona Proteste im Nachhinein gelohnt? „Sie waren sehr wichtig für das Demokratieverständnis in Deutschland, weil viele Menschen sich das, was passiert ist auf den Demonstrationen, nicht vorstellen konnten. Ich hätte mir nicht vorstellen können, wie die Polizei mit friedlichen Bürgern umgeht. Dass die Polizei unbescholtenen Bürgern teilweise mit unfassbarer Gewalt entgegengetreten ist. Ich hätte mir auch nicht vorstellen können, wie wir von der Politik beschimpft wurden. Wir haben eine große Demokratiebewegung gestartet und das ist das eigentliche Ziel. Wir möchten nicht mehr in die Situation vor Corona zurück. Wir wollen eine direktere Demokratie, wir wollen mehr Mitbestimmung.“
„Würde es nochmal genauso machen“
Michael Ballweg bereut sein Engagement gegen die Corona-Politik nicht. „Es hat sich alles im Fluss ergeben. Es gibt natürlich auch Fehler. Ich bin aber kein Mensch, der Fehlern nachheult. Alles in allem würde ich es nochmal genauso machen“, sagte der Querdenken-Gründer am Dienstagabend im Interview mit „Schuler! Fragen, was ist“. Am Dienstagmittag war Ballweg nach neun Monaten aus der Untersuchungshaft entlassen worden.
Zum Vorwurf, die Querdenken-Bewegung habe sich nicht ausreichend von Rechtsextremen distanziert, sagte Ballweg: „Ich habe bei jeder meiner Eröffnungsreden immer eine ganz klare Abgrenzung gemacht, wo wir gesagt haben: Wir lehnen jede Form von Gewalt, Extremismus, Rassismus und Antisemitismus ab. Da gab's auch immer Applaus dafür, aber es wurde nicht gezeigt.“
Auf die Frage, ob er Kontakt zu Reichsbürgern hatte, sagte der Querdenken-Gründer: „Ja, weil ich einfach das Prinzip der Kontaktschuld ablehne. Ich habe immer gesagt, ich treffe mich mit jedem und höre mir das an. Aus zwei Gründen. Der eine ist, dass ich gelernt habe, wie falsch die Berichterstattung über mich ist – das heißt, ich kann ja gar nicht wissen, ob das, was über andere Menschen gesagt und geschrieben wird, stimmt. Der zweite ist: Ich bin von Natur aus ein neugieriger Menschen, liebe den Diskurs und bin in der Meinung, man sollte sich alle Meinungen anhören.“
Ballweg hegt trotz ihrer Entscheidungen keinen Groll auf die prägenden Politiker während der Corona-Pandemie, etwa Jens Spahn und Karl Lauterbach: „Unsere Bewegung steht für Frieden und Freiheit. Mir war das Thema Friedlichkeit, das Thema Gewaltlosigkeit, das Thema Zusammenhalt immer ganz wichtig“, sagte er im Interview mit „Schuler! Fragen, was ist“. „Das ist auch der Grund, warum die Demonstrationen so erfolgreich waren. Wir haben auf den Demonstrationen das getan, was uns die Regierung verboten hat. Wir haben getanzt, wir haben uns umarmt. Wir hatten Spaß, wir hatten Freude. All das, was und in der Corona-Zeit verboten werden sollte.“