Die Militärführung der Europäischen Union ist dafür, nach einem möglichen Friedensschluss zwischen Moskau und Kiew Soldaten aus EU-Ländern in der Ukraine zu stationieren. "Ich kann mir durchaus vorstellen, dass die Ausbildung ukrainischer Soldaten durch die EU über den geplanten Zeitraum von zwei Jahren hinaus verlängert und dann zu gegebener Zeit ausgeweitet wird", sagte der Vorsitzende des EU-Militärausschusses (EUMC), Vier-Sterne-General Robert Brieger, der "Welt". Der Ausschuss ist das höchste militärische Gremium der EU, er besteht aus den Generalstabschefs der 27 Mitgliedstaaten.
Zum Grund für ein mögliches künftiges Engagement von europäischen Soldaten in der Ukraine sagte der oberste EU-Militär Brieger, dass die Ukraine nach Beendigung des Konflikts bei der Entminung und beim Aufbau von Kapazitäten, also von Streitkräften und Waffenausstattung, Hilfe benötigen werde. Es wäre vernünftig, wenn Soldaten aus der Europäischen Union dann die Ukraine bei der Räumung von Minen, bei der Entwicklung einer modernen Streitkräftekultur, bei der Ausbildung an modernen Waffen und der Vermittlung von zeitgemäßen Strategien zur Landesverteidigung unterstützen würden. Das sei "eine realistische Option" so Brieger.
Hintergrund: Die EU bildet bereits seit November des vergangenen Jahres im Rahmen einer militärischen Unterstützungsmission namens "EU Military Assistance Mission" (EUMAM) für die Ukraine 30.000 ukrainische Soldaten auf dem Gebiet der Europäischen Union aus. Die Mission ist zunächst auf zwei Jahre angelegt. Brieger sagte weiter, dass die EU das Ziel, 30.000 ukrainische Soldaten auszubilden, erreichen werde. "Das ist doppelt so viel wie ursprünglich geplant. Die Qualität der Ausbildung ist befriedigend." Als Trainingsinhalte nannte der General "Basisausbildung" und "die Ausbildung von Verbänden bis hin zu technisch komplexen Kursen". Brieger: "Von 27 Mitgliedstaaten haben 17 Länder Ausbildungsmodule angeboten. Deutschland und Polen nehmen bei der Ausbildung eine führende Funktion ein." Die Bundeswehr bildet unter anderem am Flugabwehrsystem Patriot, der Panzerhaubitze 2000, dem Schützenpanzer Marder und den Kampfpanzern Leopard 1 und Leopard 2 aus. Die Ausbildungsinhalte umfassen aber nicht nur Bedienung, Wartung und Instandhaltung, sondern auch den taktischen Einsatz der Systeme. Die für die Ausbildung erforderliche Ausrüstung wird dabei von den EU-Mitgliedstaaten zur Verfügung gestellt und gemeinschaftlich über einen Sondertopf mit dem Namen "Europäische Friedensfazilität" (EPF) finanziert.
Foto: Bundeswehr-Panzer "Leopard 2" (Archiv), über dts Nachrichtenagentur