Die Polizei rechnet zu Silvester in Berlin mit dem Schlimmsten. In bestimmten Vierteln könne die Polizei ihre Arbeit kaum noch machen. Welche Szenarien sind zum Jahreswechsel zu befürchten? Michael Mross im Gespräch mit einem Ex-Polizisten.
Der Chef der Gewerkschaft der Polizei, Jochen Kopelke, warnt vor Ausschreitungen in der Silvesternacht. "Ich rechne an einigen Orten mit dem Schlimmsten", sagte er dem "Focus". Zudem fordert er ein Verkaufsverbot für Böller: "Ich bin sofort dafür."
Es löse zwar nicht das Problem, mache es aber kleiner. Der Gewerkschafter beklagt eine "gesellschaftliche Verrohung". In bestimmten Vierteln könne die Polizei ihre Arbeit kaum noch machen. "In einigen Gegenden ist die Situation derart außer Kontrolle, dass wir dort nur noch in Mannschaftsstärke anrücken und arbeiten können", so Kopelke.
Das gelte für Teile Nordrhein-Westfalens, die Stadtstaaten und weitere Ballungsräume. Gewalt sei "hip und an der Tagesordnung", es handele sich um eine "Renaissance patriarchischer Systeme", sagte Kopelke. Sein Fazit: "In bestimmten Regionen Deutschlands muss die Demokratie ums Überleben kämpfen." Der Polizei fehlten Technik und rechtliche Befugnisse, um der Lage zu begegnen, von der Politik fühlt Kopelke sich allein gelassen: "Es fehlen klare Botschaften, und wir haben auch kein Sondervermögen wie die Bundeswehr, um jetzt schnell die Versäumnisse nachzuholen." Für einen "nachhaltigen Effekt" müssten rund zehn Milliarden Euro in die Polizei investiert werden.