Bundesanwaltschaft ermittelt gegen Terroristen-Anwalt. Er soll die Terror-Miliz „Islamischer Staat“ (IS) unterstützt zu haben.
Der Generalbundesanwalt ermittelt nach SPIEGEL-Informationen gegen einen der bekanntesten Terror-Verteidiger in Deutschland. Die Behörde verdächtigt den Bonner Rechtsanwalt Mutlu Günal, die Terror-Miliz „Islamischer Staat“ (IS) unterstützt zu haben.
Beamte des nordrhein-westfälischen Landeskriminalamts und der Bundesanwaltschaft durchsuchten vor gut zwei Wochen die Kanzlei des Verteidigers in Bonn. Sie beschlagnahmten dabei eine Handakte und fotografierten einen Kalender ab. Das Verfahren geht auf die Aussage eines früheren Mandanten Günals zurück.
Das verurteilte IS-Mitglied Anil O. beschuldigt den Juristen, ihm bei der Ausreise nach Syrien geholfen zu haben. Günal soll dem Islamisten nach dessen Schilderung den Hinweis gegeben haben, nach dem Entzug des Passes über Belgien nach Griechenland zu fliegen. Von dort aus war O. weiter in die Türkei und schließlich nach Syrien gelangt.
Allerdings gibt es Zweifel an der Aussage. O. hatte in polizeilichen Vernehmungen zuvor schon insgesamt drei andere Personen mit dem Vorgang belastet. Darunter war auch der Hassprediger Ahmad A. alias Abu Walaa, der sich auch aufgrund der Aussage Anil O.s von diesem Dienstag an wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung vor dem Oberlandesgericht Celle verantworten muss.
Die Sprecherin der Bundesanwaltschaft wollte sich auf Anfrage nicht zu dem Vorgang äußern. Verteidiger Günal sagte dem SPIEGEL, er nehme das Verfahren mit Humor. Offenbar handele es sich um den persönlichen Rachefeldzug eines Islamisten, den er nicht habe vertreten wollen. „Ich übe einen gefahrgeneigten Beruf aus“, so Günal. „Da hat man es auch manchmal mit Bekloppten zu tun.