Kurz vor seinem Rücktritt als bayerischer Ministerpräsident wirft CSU-Chef Horst Seehofer seiner Partei fehlende Anerkennung vor. "Sie können eine Partei retten, Sie können sie nach oben führen, aber Sie werden nicht erleben, dass letzten Endes dafür Dankbarkeit herrscht", sagte Seehofer der "Süddeutschen Zeitung" (Samstagausgabe).
Parteifreunden hält er vor, er sei von ihnen "ordentlich demontiert worden".
Seehofer führt darauf auch seine sinkenden persönlichen Zustimmungswerte zurück. Während der Koalitionsverhandlungen in Berlin hatte Seehofer noch angekündigt, er werde sich zu den Attacken auf ihn äußern, wenn er erst wieder nach München zurückgekehrt sei.
Davon hat er bis heute abgesehen. Begründung: Dass er seit der Bundestagswahl schweige, "trotz etlicher Bösartigkeiten", sei "dem Gesamtunternehmen Bayern und CSU nur förderlich". Dass er das Amt nach zehn Jahren ausgerechnet an seinen ungeliebten Erzrivalen Markus Söder abgeben müsse, schmerze ihn "überhaupt nicht", behauptet Seehofer.
Der Vorschlag, Söder die Spitzenkandidatur für die Landtagswahl im Herbst anzutragen, sei von ihm selbst gekommen - "ohne dass ihn mir jemand abgepresst hat". Mit seiner Regierungsbilanz in Bayern zeigte sich Seehofer sehr zufrieden. "Alles, was ich versprochen habe, ist eingelöst worden. Ausnahmslos."
Der Freistaat sei in seiner über tausendjährigen Geschichte "noch nie so blendend" dagestanden wie jetzt. Es gebe für ihn keinen Anlass für Trübsal. Er sei vielmehr dankbar, dass er zehn Jahre als Ministerpräsident an der Spitze des Freistaats stehen durfte.
Ein Fehler sei es jedoch gewesen, 2013 zu sagen, dass er 2018 aufhöre. "Da konnte ich meinen Busenfreunden schlecht etwas entgegnen, wenn sie gesagt haben: Du darfst dich nicht beschweren, wenn sich jemand mit deiner Nachfolge beschäftigt."
Mit Blick auf den Generationswechsel in der CDU sagte Seehofer: "Wie die Kanzlerin das irgendwann löst, wird sehr spannend." Zu seiner eigenen Zukunft als Bundesinnenminister in Berlin sagte er: "Ich fühle mich fit und ich bin hoch motiviert."
Foto: Horst Seehofer, über dts Nachrichtenagentur