Eindrücke von einem Zusammenstoß am Rande der Demonstration für Meinungsfreiheit in Köln, die von linken Gruppen niedergeschrien wurde.
Von Vera Lengsfeld
Am Sonnabend, dem 14. April 2018 fand eine Demonstration auf dem Alten Markt in Köln gegen das Zensurgesetz von Heiko Maas statt. Eingeladen hatte eine Gruppe Kölner Bürger. Die Antifa, die etwas gegen Meinungsfreiheit hat, mobilisierte eine Gegendemo.
An die polizeilichen Auflagen, dass diese Demonstration getrennt auf dem Heumarkt stattzufinden hätte, hielt man sich nur formal. Nach einer kurzen Rede war die Veranstaltung dort beendet und man „spazierte“ zum Alten Markt und nahm rund um unsere Demo herum Aufstellung. Für unsere Teilnehmer blieb nur ein ganz enger Durchgang frei. Das Verhältnis war etwa 1:1, auf beiden Seiten um die 150 Menschen.
Wir hatten außerhalb des Demorings ein paar Leute, die versuchten, mit den Gegendemonstranten ins Gespräch zu kommen. Auffallend häufig kam dabei heraus, dass die jungen Gelegenheits-Antifanten gar nicht wussten, worum es überhaupt ging. Es interessierte sie auch nicht. Für sie war das Ganze eine Art Party-Event, bei dem sie die Sau rauslassen wollten. Erst mal staunten sie nicht schlecht, als wir zur Auflockerung ein wenig zu einem bekannten Woodstock-Song tanzten. Das passt nicht in ihr Nazi-Bild. Auch unsere gute Laune überraschte sie. Wir hatten fest verabredet, dass wir auf keine Provokation eingehen würden und das klappte auch. Nur ein Mann musste zurechtgewiesen werden, von dem ich aber nicht sicher war, zu welcher Seite er gehörte.
Das Geschrei ging bei Beginn unserer Veranstaltung los. „Kein Recht auf Nazipropaganda“ war einer der Slogans. Wir konterten mit Zustimmung. Bekanntlich hat der italienische Kommunist Ignazio Silone gesagt, dass der Faschismus als Antifaschismus wiederkehren würde. Einige der ganz jungen Antidemonstranten hatten noch nie von Silone gehört. Später stellte sich heraus, dass sie auch mit Pete Seeger und „We shall overcome“ nichts anfangen konnten, Hannes Waders „Die Gedanken sind frei!“ nicht kannten, von Rosa Luxemburg nichts wussten, denn alle drei Ikonen der linken, ehemals emanzipatorischen Bewegung wurden mit des Slogans „Nazis raus aus den Köpfen“ und „Haltet die Fresse“ bedacht.
Während meiner Rede, die ich ausnahmsweise Wort für Wort ablas und die man originalgetreu im Internet nachlesen kann, kam noch eine Nuance dazu: „Nazischlampe“. So wurden die anderen Rednerinnen auch betitelt. Das wurde von mehreren gerufen, aber ein sehr junger Mann, kaum älter als mein Enkel, tat sich dabei besonders hervor.
Nach meiner Rede ging ich zu ihm und fragte ihn, wie er mich genannt hätte. „Nazischlampe“. Da habe ich ihm im Affekt eine leichte Ohrfeige verpasst. Das führte zu einem überraschten Aufschrei der Umstehenden. Ich war von meiner Spontanreaktion selbst überrascht.
Im Weggehen sah ich, dass sofort ein älterer Herr zu dem jungen Mann stürzte und auf ihn einredete. Kurz darauf teilte mir die Polizei mit, dass er Anzeige gegen Körperverletzung gegen mich stellen würde. Mir blieb dann nichts anderes übrig, als auch eine Strafanzeige zu stellen. Schlampe ist ganz klar eine Beleidigung, die ich mir nicht gefallen lassen muss. Die Antifa ist es gewohnt, rücksichtslos auszuteilen und das tun zu können, ohne Konsequenzen befürchten zu müssen.
Ein „Sprecher“ der Antifa erklärte eiligst den Pressevertretern, dass auf der Gegenseite kein Interesse an Meinungsfreiheit bestehe. „Stattdessen wollen sie ihre Meinung mit Gewalt durchsetzen“. An diesem grotesken Statement erstaunt am meisten, dass es von den Kölner Medien bereitwillig abgedruckt wurde. Abgesehen davon, dass es in diesem Fall um eine frauenfeindliche Beleidigung ging und nicht um eine politische Meinung, kommt diese Einlassung von einem, der mit seinen Genossen ganze drei Stunden damit verbracht hat, zu demonstrieren, dass er an anderen Meinungen nicht interessiert ist, indem er Andersdenkende niederzubrüllte.
Ansonsten war es eine „friedliche“ Demonstration. Zwar wurde die ganze Zeit gebrüllt und gepfiffen, die Grüne Jugend hatte sogar ein Megaphon, das sie aber hinter ihren Fähnchen verbarg. Trillerpfeifen kamen nur sporadisch zum Einsatz, weil auch sie illegal waren. Das Niederbrüllen von Andersdenkenden, so dass die möglichst ihr eigenes Wort nicht verstehen können, ist inzwischen „normal“, wie mir ein Polizist bestätigte. „Friedlich“ hat in diesem Zusammenhang eine ganz neue Bedeutung. Es ist ein Synonym für politisch gewollte verbale Gewalt.
Fazit: Die Antifa leistet im Kampf gegen die Meinungsfreiheit die Drecksarbeit für ihre Geldgeber. Dabei schreckt sie vor nichts zurück. Als unser letzter Redner, Serge, ein gebürtiger Kongolese, auf den Platz kam, wurde ihm ein Schild „Bitte füttern“ entgegengehalten.
Auch während seiner Rede verstummten die „Nazi-Rufe“ nicht. Sie ertönten bei der Nennung von Widerstandskämpfern gegen die Nazidiktatur Oskar Schindler, Graf Schenk von Stauffenberg und der Geschwister Scholl, selbst während einer Schweigeminute, die Serge für die Opfer von weltweiter Gewalt einzulegen bat.
Wären die Schreier auch so „mutig“ gewesen, wenn es sich um eine wirkliche Nazi-Demo gehandelt hätte, mit gewaltbereiten Glatzköpfen? Vermutlich hätten sie sich still um den Ort des Geschehens geschlichen. Serge gab ihnen noch den Rat, doch einmal ihren Auftritt im Kongo zu versuchen, damit sie erführen, wie es in der Welt zugeht. Natürlich wollen das die verwöhnten Wohlstandskinder nicht wissen.
Nach Ende der Veranstaltung waren unsere Teilnehmer regelrecht euphorisch. Für sie hatte die Antifa viel von ihrem Mythos eingebüsst. Wer sich so infantil benimmt, ist eher armselig als ernst zu nehmen.
Ich denke, alle sind mit dem festen Willen nach Hause gefahren, sich nicht mehr einschüchtern zu lassen und weiter zu machen. Etwas Besseres konnte die Antifa nicht erreichen.
Die Rede von Vera Lengsfeld HIER