Die Attacke auf Touristen aus Israel durch Araber am Mittwoch in Berlin ist kein Einzelfall. Die Übergriffe steigen seit 2016 dramatisch. - Opfer trug Kippa als "Experiment".
Der in Berlin antisemitisch attackierte junge Mann ist kein Jude. "Ich bin nicht jüdisch, ich bin Israeli, ich bin in Israel in einer arabischen Familie aufgewachsen", sagte der 21-Jährige am Mittwoch in einem Interview der Deutschen Welle. Während er angegriffen wurde, habe er jedoch die traditionelle jüdische Kopfbedeckung, die Kippa, getragen. Das sei allerdings ein Experiment gewesen.
Ein Freund habe ihn gewarnt, man sei in Deutschland nicht sicher, wenn man eine Kippa trage. Das habe er nicht geglaubt, erklärte der junge Mann weiter.
Der "Bild"-Zeitung sagte er, die Kippa habe er gerade erst geschenkt bekommen, verbunden mit einer Warnung vor dem öffentlichen Tragen. Er habe erwidert: "Sowas passiert in Deutschland nicht, nicht mal in Berlin."
"Und dann waren keine fünf Minuten vergangen, als wir rausgingen mit der Kippa und wir wurden attackiert." Er fühle sich jetzt nicht mehr so sicher wie zuvor. Gerade im bürgerlichen Viertel Prenzlauer Berg habe er das nicht erwartet. "Wenn das in Neukölln gewesen wäre, wäre ich nicht so geschockt."
Der Übergriff ist kein Einzelfall, wie eine aktuelle Auswertung der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Berlin (RIAS) zeigt. Demnach gab es in der Hauptstadt im vergangenen Jahr durchschnittlich 79 Vorfälle pro Monat.
Bei 18 der insgesamt 947 gemeldeten Vorfälle handelte es sich um Angriffe, in 23 Fällen wurden Personen, Institutionen oder Initiativen bedroht, in 42 Fällen handelte es sich um Sachbeschädigungen. Zu verletzendem Verhalten kam es mit 679 Mal mit Abstand am häufigsten.
Im Gegensatz zu 2016 (590 Fälle) ist die Zahl antisemitischer Vorfälle, die bei RIAS gemeldet wurden, deutlich gestiegen. Dies liege einerseits daran, dass die Meldemöglichkeit immer bekannter wird, andererseits steige auch dank öffentlicher Diskussionen die Bereitschaft der Betroffenen, Erlebtes zu melden. Abseits dieser Effekte lasse sich aber auch nicht ausschließen, dass schlicht die absolute Anzahl der Vorfälle gestiegen sei, so RIAS.
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