Die Kreuz-Posse in Bayern geht in die nächste Runde: Der Zentralrat der Muslime hat die bayerische Anordnung zum Aufhängen von Kreuzen in Landesbehörden kritisiert.
"Ein Kreuz in Dienstgebäuden verstößt gegen das Neutralitätsgebot des Staates", sagte Mohamed Abu El Qomsan, Vorsitzender des Zentralrats der Muslime in Bayern, der "Welt" (Donnerstagsausgabe). Das Kreuz sei "selbstverständlich" ein religiöses Symbol.
"Weder Juden noch Atheisten noch Muslime identifizieren sich damit." El Qomsan forderte einen gleichberechtigten Umgang mit Religionen: "Wenn der bayerische Staat christliche Symbole in Dienstgebäuden zulässt, sollte er konsequenterweise auch das Tragen von Kopftüchern im öffentlichen Dienst erlauben."
Gehe es Ministerpräsident Markus Söder (CSU) nur darum, die kulturelle Prägung Bayerns zu betonen, "sollte er die bayerische Flagge aufhängen lassen und keine religiösen Symbole".
Positiv äußerte sich hingegen die Israelitische Kultusgemeinde. "Gerade vor dem Hintergrund der Mammutaufgabe Integration halte ich es für wichtig und richtig, die Normen und Werte zu definieren und deren Anerkennung einzufordern, die für das Miteinander in unserem Land indisponibel sind", sagte Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern.
Dazu gehöre auch eine gewisse Symbolik, "um Identität und Prägung zu demonstrieren". Über einzelne Maßnahmen könne man unterschiedlicher Meinung sein. "Aber die Botschaft: `Das sind wir, das ist unser Angebot, wer ein Teil davon sein will, dem helfen wir, wer nicht, kann hier nicht mit uns leben` - die halte ich für richtig und auch überfällig."
ZdK-Präsident rät in Kreuz-Debatte zur Mäßigung
Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, hat in der Debatte um Kreuze in Bayern zur Mäßigung geraten, zugleich aber vor einer Instrumentalisierung des Kreuzes gegen andere gewarnt.
"In der Debatte um die Vorschrift des Bayrischen Staatskabinetts rate ich zur Mäßigung", sagte er dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Donnerstagsausgabe).
"Kreuze sind allenthalben vorhanden und Zeichen der europäischen Kultur. Ich sehe keinen Grund für einen Kampf gegen Kreuze." Sternberg fügte hinzu: "Alle Seiten sollten respektvoll mit dem Kreuz umgehen. Es geht darum zu klären, wofür Kreuze stehen: Kreuze sind nicht ausgrenzend, Kreuze sind kein Kampfmittel gegen andere, sie zeigen den Sinn und Grund unseres Glaubens, zeigen den Wert von Religion."
In allen bayerischen Landesbehörden werden künftig Kreuze im Eingangsbereich hängen. Diese sollen aber kein religiöses Symbol des Christentums sein, sondern laut Ministerpräsident Markus Söder (CSU) ein "Bekenntnis zur Identität" und zur "kulturellen Prägung" Bayerns.
Foto: Bayerischer Landtag, über dts Nachrichtenagentur