Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) hat vor einem unkritischen Rückbezug auf das Christentum gewarnt.
"Wir sollten nicht den christlichen Glauben wiederentdecken aus Angst vor einer angeblichen Islamisierung", sagte Klöckner der Wochenzeitung "Die Zeit".
Sie sprach sich zugleich gegen eine Politisierung des Christentums aus: "Ich muss mich nicht plötzlich an christlichen Symbolen festhalten, weil andere etwas anderes glauben und dokumentieren."
Glauben müsse aus einem selbst heraus kommen und nicht in der Funktion der Abgrenzung. Zum Verhältnis von Religion und Staat erklärte die Bundesministerin: Das aufgeklärte Christentum sei mit dem Grundgesetz vereinbar. F"undamentalismus nicht.
Viele Strömungen im Islam haben noch einen weiten Weg vor sich." Scharf kritisierte Klöckner die Religionskritiker: "Mich wundert die Zurückhaltung der linken Kirchenkritiker gegenüber dem fundamentalistischen Islam. Die katholische Kirche wurde als konservative Institution immer von progressiven Feministinnen kritisiert, sicher nicht zu Unrecht. Aber für patriarchale Strukturen im fundamentalistischen Islam haben sie volles Verständnis."
Da werde mit zweierlei Maß gemessen. Klöckner schlägt vor: "Wir müssen uns frei machen vom Absender einer Botschaft, denn die Aussage ist das, was zählt. Und wenn diese frauenfeindlich ist, dann muss sie kritisiert werden, egal, welcher kulturelle Hintergrund dahinter steckt."
Die Katholikin Klöckner rügte auch ihre eigene Kirche: "Bei manchen Kirchenvertretern wundert mich, dass sie sich mehr mit Tagespolitik wie Windkraft oder Gentechnik beschäftigen als mit der klassischen Seelsorge und der Frage, warum die Kirchen so leer sind." Sie forderte: "Wann dürfen gemischtkonfessionelle Paare nun endlich gemeinsam zum Tisch des Herrn, oder wiederverheiratet Geschiedene? Wann werden Frauen zu Diakoninnen geweiht?"
Foto: Julia Klöckner, über dts Nachrichtenagentur