Während sich alle Spekulationen um den bayerischen Hollodri Horst Seehofer drehen, ist viel interessanter, wie Angela Merkel tickt.
DK | Besser als die offiziellen Erklärungen sind Kommentare von Leuten, die „nah dran“ sind, wie das im politisch-medialen Komplex so schön heißt.
Und da ist Kristina Dunz einfach die beste Quelle. Das war die deutsche Journalistin, die es wagte, Donald Trump eine kritische Frage zu stellen und dafür den Preis der Bundespressekonferenz umgehängt bekam.
Denn das Stellen von kritischen Fragen ist bei deutschen regierungshörigen Qualitätsjournalisten eine so seltene Erscheinung, dass es Preise dafür gibt. Von der staatsnahen Nachrichtenagentur adn dpa zur „Rheinischen Post“ gewechselt, hat Dunz ihren direkten Zugang zum Bundeskanzleramt gewahrt.
Deshalb ist ihr Kommentar zum jüngsten Asylstreit zwischen CSU und CDU so interessant. Der Text zeigt: Merkel wird keinen Zentimeter nachgeben, sondern ist sogar entschlossen, im äußersten Fall die CSU in Bayern anzugreifen. Seehofer ist politisch tot – entweder bleibt er als „lame duck“ (lahme Ente) im Innenministerium, oder ergeht in Rente, wo ihn letztlich auch Markus Söder und Alexander Dobrindt hin haben wollen. Die jüngste Umfrage (34 Prozent) zeigt, dass der Vorsitzende Seehofer für die CSU nur noch eine Belastung ist.
Dunz schreibt: „Die CSU ist im Asylstreit mit Kanzlerin Angela Merkel so hoch auf die Palme geklettert, dass sie ohne Schaden nicht mehr herunterkommt. Lenkt sie auf die EU-Gipfel-Ergebnisse ein, legen die Hardliner das als Schwäche aus, bleibt sie bei ihrer Linie ,Deutschland zuerst‘, wenden sich Merkelianer und glühende Europäer ab.
Die CSU entscheidet sich deshalb weiter für Eskalation. Sie will Merkel weiter in die Enge treiben. Das ist verantwortungslos. Wäre es nur ein Debakel für Seehofer, Dobrindt und Söder, könnten sie nach der bayerischen Landtagswahl die Konsequenzen unter sich ausmachen. Sie nehmen mit ihrem Kurs aber nicht nur die Fraktionsgemeinschaft mit der CDU im Bundestag, sondern das ganze Land in Haft.
Zerbricht die große Koalition nach gerade einmal 100 Tagen, hilft das niemandem. Die CDU sollte nun ihrerseits eine harte Gangart einschlagen – und zur Landtagswahl in Bayern antreten. Damit wäre die dortige absolute Mehrheit der CSU fort.
Die Christsozialen würden sich daran gewöhnen müssen, dass sie ohne Partner auch in Bayern nichts entscheiden können. Eine gute Übung für Kompromissfähigkeit im Bund. Zumindest ist nun im ganzen Land sichtbar, wohin ,CSU first; führen kann: ins Chaos.“