Außenminister Heiko Maas (SPD) hat erhebliche Zweifel an möglichen Auffanglagern für Migranten in Nordafrika geäußert. Er sei skeptisch, "wie solche nordafrikanischen Zentren funktionieren können", sagte Maas den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.
"Bei diesen zentralen Aufnahmepunkten in Afrika sehe ich ein ganz praktisches Problem", erklärte er.
"Warum sollten die Leute in diese Zentren gehen, wenn die Wahrscheinlichkeit einer Ablehnung extrem hoch ist?" Es sei unrealistisch, dass gerade diejenigen Menschen in diesen Zentren ausharren würden, "die wissen, dass ihre Chancen auf legale Aufnahme in der EU gen null gehen".
Diese Menschen würden nach neuen illegalen Wegen nach Europa suchen, so der Außenminister. Maas zeigte zudem Verständnis für Italiens harte Haltung in der Flüchtlingspolitik. "Wir haben die Italiener in Flüchtlingsfragen zu lange allein gelassen", sagte der SPD-Politiker. "Und auch die Regeln zur Seenotrettung waren ursprünglich nur für einige wenige Notfälle konzipiert."
Mit Blick auf die Mission "Sophia" sagte er: "Wir müssen klären, ob wir mehr Schiffe und mehr Personal im Mittelmeer brauchen. Auch müssen wir uns einigen, wie viel wir in Nordafrika an Land tun können. Die libysche Küstenwache braucht mehr Unterstützung."
Die Prüfung von Auffanglagern in Nordafrika gehört zu den Beschlüssen des EU-Gipfels Ende Juni. Die Mitgliedstaaten erhoffen sich dadurch eine abschreckende Wirkung auf Migranten, weil sie vor der EU abgefangen werden sollen. In den angedachten Zentren sollen Schutz-Ersuchen unter "Wahrung internationalen Rechts" geprüft werden.
Foto: Heiko Maas, über dts Nachrichtenagentur