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Parteienforscher sieht Ende des klassischen Parteiensystems


Deutscher Bundestag, über dts NachrichtenagenturAngesichts sinkender Wahlergebnisse und Umfragewerte für Union und SPD sehen Parteienforscher das politische System Deutschlands im Umbruch.

"Es ist an der Zeit, sich vom klassischen System mit zwei großen Parteien zu verabschieden", sagte der Leiter der Arbeitsgruppe Parteienforschung bei der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung, Karsten Grabow, den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Samstagausgaben).

"Es ist noch zu früh, das Ende der Volksparteien auszurufen. Aber wir erleben das Ende von Gewissheiten und von traditioneller politischer Stabilität."

In jüngsten Umfragen verschiedener Institute erreichen Union und SPD im Bund zusammen keine eigene Mehrheit mehr. Auch in sieben von 16 Bundesländern würde es beiden Parteien nach den jeweils aktuellsten Umfragen nicht gelingen, eine Regierung zu bilden. Laut Grabow sei es bei Wahlergebnissen von 20 Prozent und weniger für Union oder SPD "schwer, noch von einer Volkspartei zu sprechen".

Genauso schwer sei es aber, einer Partei diesen Status abzusprechen, wenn sie 25 Prozent erreiche. "Eine Partei ist Volkspartei, wenn sie die Koalitionsverhandlungen anführt - diese These eines Kollegen halte ich für sehr pragmatisch", sagte der Parteienforscher.

Während Union und SPD noch den Bevölkerungsquerschnitt vertreten würden und dies im Südwesten auch für die Grünen zutreffe, sei etwa die AfD noch weit davon entfernt. "Quantitativ nähert sich die AfD in Teilen Deutschlands Volksparteien an, qualitativ nicht", sagte Grabow.

Volksparteien suchten Kompromisse und gesellschaftlichen Ausgleich, die AfD aber ziele auf Tabubruch und Skandal. Der Chef des Umfrageinstituts Forsa, Manfred Güllner, verwies darauf, dass sich die erste große Koalition 1966 noch auf das Vertrauen von fast 75 Prozent der Wahlberechtigten habe stützen können.

Bei der zweiten großen Koalition 2005 seien es nur noch 53 Prozent der damals Wahlberechtigten gewesen. 2013 waren es dann 47 Prozent. "Jetzt sind es gerade mal etwas mehr als 40 Prozent der Wahlberechtigten", sagte Güllner.

Foto: Deutscher Bundestag, über dts Nachrichtenagentur

 

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