Mundschutz selber nähen? Schutzmasken basteln? Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) rät dringend davon ab. Windeln um Mund und Nase sind dagegen ein effizienter Schutz gegen Viren aller Art. WHO: „Einmalwindeln sind einfach verfügbare Schutzmasken“
Mundschutz und Atemmasken sind zurzeit nicht nur heiß begehrt, sondern vor allem knapp. Viele Menschen wollen ihn selber nähen. Überall wird an Ersatzlösungen gearbeitet. Wo sonst Stoff für die Modeindustrie verarbeitet wurde, werden jetzt Atemschutzmasken genäht.
Im Internet gibt es Anleitungen für die Herstellung von Masken in Heimarbeit. Nun aber hat die WHO einen weiteren Vorschlag: Windeln.
Hygiene-Hightech gegen Corona: „Die Windel ist ein Hightechprodukt“
Was vielen Menschen nicht bewusst ist, eine Windel ist ein hochtechnisches Produkt. Eine Windel muss nicht nur Feuchtigkeit absorbieren und innen halten, sondern gleichzeitig auch weiter Luftzirkulation zulassen.
Selbst das Klima einer Windel ist reguliert, um der Spermatogenese (nur bei männlichen Babys der Fall) und der Bildung von Pilzen (bei allen Babies der Fall) vorzubeugen.
„Die Windel ist ein Hightechprodukt“, erklärt Procter & Gamble-Produktionsleiter Dipl.-Ing. Peter Wagner, „sie besteht eben nicht nur aus ein bisschen Zellstoff mit Folie drum herum.“ Wagner zufolge, der unter anderem die Produktion des weltweiten Windel-Bestsellers „Pampers“ mit beaufsichtigt, verkennen viele den Aufwand, der in Forschung und Entwicklung betrieben wird.
„Mit ganz spezifischen Polymeren, chemischen Verbindungen, kreieren wir Superabsorber. Gleichzeitig darf aber nicht die Luftzirkulation unterbrochen werden und die Windel muss natürlich auch haut- und umweltverträglich sein. Das ist eine richtige Wissenschaft für sich.“
WHO-Chef: „Einmalwindeln sind einfach verfügbare Schutzmasken“
Umso mehr dürfte Wagner und seine Kollegen freuen, welche neue Aufmerksamkeit ihr Produkt jetzt im Zuge der Coronavirus-Pandemie erfährt.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) kam nach einer Studie zu dem Ergebnis, dass Windeln im Notfall auch zum Eigen- und Fremdschutz herangezogen werden können – und zwar als Atemmasken-Ersatz oder Basis zur Herstellung von Mundschutz, wie Dr. Tedros Adhanom Ghebreyesus, Chef der WHO, twitterte:
„Im Kampf gegen COVID19 ist eine WHO Studie kürzlich zu dem Ergebnis gekommen, dass Einmalwindeln einfach verfügbare Schutzmasken sind."
So der oberste Weltgesundheitsschützer, die auch die WHO verlinkte, die die Nachricht ebenfalls auf Twitter teilte:
Um dem Mangel an Atemschutzmasken Herr zu werden, können „Windeln als Produktionsbasis oder Maskenersatz verwendet werden.“
RTL berichtet, Moderatoren im Windelselbst-Test
Auch der Privatsender RTL hat den WHO-Vorschlag umgesetzt. Moderatoren haben bereits einen erfolgreichen Test vor der Kamera absolviert und zeigen den Zuschauern, wie man aus einer Windel einen effektiven Mundschutz macht: RTL-Moderatoren machen den Test
Procter & Gamble als einer der größten Windelproduzenten der Welt befindet sich nach eigenen wie auch Angaben des WHO-Chefs bereits in Gesprächen mit den zuständigen Stellen. Eine Anfrage von MMnews beim Bundesgesundheitsministerium, ob dort über eine Anschaffung und Bevorratung von Windeln auf Staatskosten nachgedacht wird, blieb bis Redaktionsschluss leider unbeantwortet.
Chefvirologe Drosten: Alles, was hilft, muss zum Einsatzkommen – auch Windeln!
Deutschlands „Chefvirologe“ Christian Drosten sagt: "Alles, was hilft, muss zum Einsatz kommen – auch Windeln“. Er erklärte weiter, dass „alles, was Ausscheidungen minimiert, eben auch das Ansteckungsrisiko minimiert und so der Verbreitung SARS-CoV2 entgegenwirkt.“
Hierzu gehören, tatsächlich auch Windeln „und ähnliche Hygieneprodukte, die Flüssigkeiten zurückhalten, aber einen gefilterten Luftaustausch zulassen.“ Ob seine Einschätzung von der Bundesregierung geteilt wird, ist jedoch nicht bekannt.
Run auf Pampers?
Einen Run auf Windeln ähnlich wie auf Toilettenpapier dürfte es jedoch nicht geben und selbst wenn gibt sich die Industrie gelassen. Dipl.-Ing. Wagner von Procter & Gamble: „Wir produzieren genügend Windeln für den deutschen und den Weltmarkt und unsere Produktionskapazitäten können kurzfristig ausgebaut werden.“
Doch es gibt noch ganz andere Stimmen, so fürchten einige Grüne und Umweltverbände, aber auch einige kommunale Umweltschutzbehörden, ein ökologisches Desaster, sollten Einmalwindeln umfangreich für Atemmasken herangezogen werden. Denn Windeln machen 10 % des deutschen Restmülls aus.
Der Landkreis Bayreuth hat hierauf reagiert, indem er Eltern fördert, die auf waschbare Windeln setzen – die Bayreuther Umweltpolitik wird sich in Zeiten von Corona jedoch auch neu orientieren müssen.
Windeln als Mundschutz - offizielles WHO-Video: