Der Wirtschaftshistoriker Harold James sieht die größten Gefahren der Künstlichen Intelligenz (KI) in ihren Auswirkungen auf das menschliche Gehirn und das Sozialleben. "Viele Aktivitäten, die wir bisher mit dem Gehirn gemacht haben, werden uns abgenommen", sagte der Wissenschaftler von der US-Eliteuniversität Princeton dem "Spiegel". "Die Menschen werden durch KI dümmer werden, weil sie ihre Gehirne weniger intensiv nutzen und trainieren." Als Beispiel nannte James, dass es schwieriger werden könne, Menschen zum Erlernen von Fremdsprachen zu motivieren, wenn "KI uns alles sofort übersetzen kann".
Zudem erwarte er Veränderungen in zwischenmenschlichen Beziehungen. So ließen sich in China schon heute Millionen Männer von einem Chatbot durch den Alltag begleiten, als Ersatz für eine Freundin. "Für mich sind die Herausforderungen, die sich daraus ergeben, mindestens so groß wie die damit verbundenen Sicherheits- und Militärfragen", sagte der Forscher. Skeptisch äußerte sich der Wirtschaftshistoriker zu aktuellen Forderungen und Versuchen, die Entwicklung von KI zu regulieren. "Im Grunde genommen ist der Prozess unkontrollierbar", so James. Auch die jüngst verabschiedete KI-Gesetzgebung der Europäischen Union hält er für problematisch: "Wenn, dann müsste man die Regulierung auf einer weltweiten Ebene aufsetzen. Wenn Europa allein vorprescht, sollte man sich nicht wundern, wenn man abhängig wird von den Entwicklungen anderer."
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