Ohne die Flüchtlingskrise, den Brexit und das Erstarken der Rechtsparteien in Europa, würde es nun nicht Schlag auf Schlag in Richtung Vollintegration Europas gehen.
Interessant zu beobachten, was sich auf politischer Ebene entwickelt. Nach dem G7-Treffen in Taormina war in der Deutschen Presse mal wieder „Trump-Bashing“ angesagt. Grund: Er hatte es erneut gewagt, die Wahrheit zu sagen. Nämlich, dass die USA für den militärischen Schutz Europas künftig nicht alleine die Hauptlast tragen sollten, sondern auch die Europäer, insbesondere Deutschland als globale Wirtschaftsmacht, in welcher eine Armee aber inzwischen anscheinend verpönt ist (man hat es sich unter dem US-Schutzschild bequem gemacht), mehr beitragen müssen.
Gleichzeitig meinte Merkel, Europa müsse mehr Verantwortung übernehmen und könne sich nicht mehr zu hundert Prozent auf seine Verbündeten verlassen (gemeint war natürlich die USA). Da könnte man glatt zur Erkenntnis kommen, dass beide eigentlich das Gleiche im Schild führen!
Die USA unter Trump „poltern“ laut gegen Verbündete, womit er im eigenen Land Punkte sammelt. Und Merkel punktet ebenfalls an der heimatlichen Wahlfront, indem sie mehr Unabhängigkeit fordert und sich (vermeintlich) gegen den hierzulande unbeliebten Trump positioniert.
Seit der Frankreich-Wahl läuft politisch alles in die Richtung, die wir erwartet haben. Die Abnabelung Europas zu den USA, der schwelende Konflikt mit Russland, die Uneinigkeit bezüglich der Verteilung der Flüchtlinge mit den Osteuropäischen Staaten, welche schließlich auch der Hauptgrund für den Brexit gewesen sein dürfte, haben „zufällig“ eine Konstellation hervorgebracht, welche nun „alle Anstrengungen“ auf eine „Integration Europas“ erfordern, was nichts anderes, als eine Aneinanderkettung Deutschlands und Frankreichs bedeutet.
Schäuble führt bereits Gespräche über eine Vereinheitlichung der Unternehmenssteuern. Das Handelsblatt schreibt: „Merkel ist mit einer außenpolitischen Isolation konfrontiert, die nicht mal in ihren Albträumen vorgekommen sein dürfte. Nach den vereisten Beziehungen zu den Regierungen der Türkei, Großbritanniens, Ungarns und Russlands stellt sich nun auch die amerikanische Administration gegen Deutschland. Jetzt ist nicht mehr Krisenmanagement gefragt, sondern ein veritabler Neuanfang.“
Wir sind nicht davon überzeugt, dass diese (angebliche) Isolation ein Albtraum für Merkel ist. Im Gegenteil. Schäuble sagte einmal in einem Interview, dass große Veränderungen über die Köpfe der Wähler hinweg nur in Krisen geschehen könnten. Eine ähnliche Auffassung gab auch Jean-Claude Juncker bereits 1999 im Spiegel-Interview von sich ("Wir beschließen etwas, stellen das dann in den Raum und warten einige Zeit ab, was passiert. Wenn es dann kein großes Geschrei gibt und keine Aufstände, weil die meisten gar nicht begreifen, was da beschlossen wurde, dann machen wir weiter - Schritt für Schritt, bis es kein Zurück mehr gibt.").
Ergo: Ohne die Flüchtlingskrise, den Brexit und das Erstarken der Rechtsparteien in Europa, würde es nun nicht Schlag auf Schlag in Richtung Vollintegration Europas gehen. Dies bedeutet aber im Umkehrschluss, dass in den nächsten vier Jahren (nach der Wiederwahl Merkels) sowohl Banken-, Haftungs- und Fiskalunion Schritt für Schritt umgesetzt werden und der Euro somit endgültig „Lirarisiert“ wird.
Das Kapital und die Menschen, die Arbeit suchen, werden weiter aus den Südländern mit dem viel zu harten Euro in das produktive Deutschland mit seinem viel zu weichen Euro fließen. Deutsche Aktien und Immobilien werden die Gewinner sein. Als Deutscher dagegen in Geld zu sparen, macht immer weniger Sinn. Aber das brauchen wir Ihnen inzwischen nicht mehr in jedem Update zu erklären.