Die eigensinnige Haltung des amerikanischen Präsidenten hat einen großen Vorteil: Der EU muss seit Sizilien klar sein, dass die USA Europa sogar opfern werden, wenn es Amerika nutzt.
Von Rolf Ehlhardt
Ein Sprichwort lautet: Der beste Weg Freunde zu haben ist, Freund zu sein. Im Umkehrschluss bedeutet dies, wer sich nicht als Freund verhält, hat bald auch keine mehr haben. Aus „Amerika first“ könnte schnell „Amerika lonely“ werden. In einer globalen Welt fatal.
Die eigensinnige Haltung des amerikanischen Präsidenten hat aber auch einen großen Vorteil. Der EU muss seit Sizilien klar sein, dass die USA Europa sogar opfern wird, wenn es Amerika nutzt. Dies gilt auch für die Kampfhaltung der Nato gegenüber Russland. Ein militärischer Konflikt wird nicht in den USA ausgetragen, sondern in Europa. Dies würde beiden Wirtschaftsmächten schaden. Wer wäre der „lachende Dritte“?: Die USA!
Die Frage darf spätestens jetzt erlaubt sein, ob diese „Opferpolitik“ nicht schon längst praktiziert wird. Hat die USA den Putsch in der Ukraine nur deshalb unterstützt, um Putin zu einer Reaktion bezüglich der Krim zu zwingen? Vielleicht hat man dort sogar auf eine militärische Intervention gehofft.
Aber die Ausbildung beim KGB scheint besser zu sein, als der CIA glaubt. Putin kam nicht mit Panzern sondern mit Wahlzettel. Demokratie pur. Trotzdem wird Putin seit etwa 2 Jahren als alleiniger Bösewicht dargestellt und mit Sanktionen belegt, vor allem von den Europäern.
Der Warenhandel der USA mit Russland hat schon traditionell eher einen geringen prozentdualen Anteil am BSP. Trotzdem haben wir willig die Vorgaben der USA umgesetzt. Frau Merkel hat offensichtlich die Bösartigkeit von Putin fast 10 Jahre nicht erkannt.
Auch die Destabilisierung des Nahen Osten wurde nicht von Putin betrieben, sondern von der USA. Vielleicht war das „Drehbuch“ schon 2009 erschienen. K.M. Greenhill schrieb das Buch „Migration als Waffe“. Mit der Flüchtlingswelle ist vor allem in Europa ein Problem entstanden.
In Syrien unterstützt die USA die „gemäßigte Opposition“ mit Waffen. Amerikanische Waffen natürlich. Von vielen wird diese Opposition als „Terroristen auf der anderen Seite“ bezeichnet. Aber Geschäft ist schließlich Geschäft.
Nun haben die Amis auch noch einen riesigen Waffendeal mit Saudi-Arabien abgeschlossen. Es darf kritisch hinterfragt werden, ob dieses Geschäft für den Frieden in dieser Region förderlich ist.
Oder will die USA Saudi-Arabien für den Kampf gegen den von beiden Seiten verhassten Iran stark machen? Sollen die sich doch die Köpfe einschlagen. Und Waffennachschub gibt es aus USA allemal. Aber auch ohne diesen Gedanken gelten die Saudis dem Terrorismus als recht „aufgeschlossen“.
Für die europäischen Politiker muss dies alles ein klares Signal sein. Ein einzelnes Land hat gegen Trump keine Chance. Es würde zu einem Schoßhündchen (nützlichen Idioten) degradiert.
Nur ein geeintes Europa hätte die Kraft Paroli zu bieten. Brüssel muss sich endlich nicht nur um Vorschriften für Glühlampen und Salzbrezel bemühen, sondern sich um Vereinheitlichung der Steuern, der Wirtschaftspolitik, Arbeitsmarktgesetze, der Bewältigung der Flüchtlingsproblematik kümmern.
Nationale Interessen müssen zurückgestellt werden. Deutschland darf nicht weiter der Buhmann und Zahlmeister sein, sondern in vielen Fällen Vorbild. Reformen müssen, auch in den Peripheriestaaten, endlich durchgeführt werden. Aber in der Politik haben dort auch neue Besen selten gut gekehrt (s. Wahlen der letzten 2 Jahre).
Was hat dies alles mit Anlage zu tun? Nun, dass es Änderungen bedarf, wird den meisten Anlegern klar sein. Nicht allen Amerikanern gefällt das Auftreten von ihrem Präsidenten als „Elefant im Porzellanladen“. Viele amerikanische Unternehmen sehen Gefahren für das Wirtschaftswachstum bei der Umsetzung der Trump´schen Politik.
Vielleicht hilft es, wenn man den Präsidenten darüber aufklärt, dass Handelsbilanzüberschüsse das Ergebnis globaler Wettbewerbs-fähigkeit sind. Also nicht Deutschland ist der „Böse“, sondern die USA hat einfach die schlechten Produkte.
Die Vergangenheit zeigt, dass Veränderungen und Verunsicherungen zunächst Wachstum kosten. Auswirkungen auf Währungen sind vorprogrammiert. Niedrigeres Wachstum heißt weniger Umsatz und daraus folgend geringere Gewinnaussichten.
In der Auswirkung auch weniger Steuereinnahmen für die Staaten, ein noch stärker steigender Schuldenberg, schlechtere Bilanzqualität der Unternehmen, höhere Kreditabschreibungen für die Banken. Sollte dieser Trend eine Eigendynamik entwickeln, wäre die nächste Finanzkrise nicht mehr weit.
Und wehe, wenn in einem solchen Szenario die Zinsen steigen. Dies wäre zwar eigentlich unlogisch, aber man sollte die Marktkräfte nicht unterschätzen. Schließlich müssen höhere Risiken mit höheren Erträgen belohnt werden.
Der Anleger müsste jetzt Vorsicht walten lassen. Aber die Angstindikatoren zeigen eher das Gegenteil. So liegt der V-DAX-Index derzeit auf Tiefstniveau. Das bedeutet: Der DAX ist leicht verletzbar.
Wir bleiben daher bei unserer Anlagepolitik. Keine Rentenpapiere, schon gar keine mit langen Laufzeiten, auch keine Rentenfonds, Aktienanteil reduzieren, bei Haltepositionen auf Qualität achten, Kredite auf eigengenutzte Immobilien reduzieren oder völlig tilgen, Edelmetallpositionen auf bis zu 20% des Vermögens ausbauen und auch einen physischen Anteil berücksichtigen Liquidität erhöhen, heißt finanzielle Engpässe auch in „schlechten Zeiten“ vermeiden.
Wie heißt mein Leitspruch: Man muss nicht die Überschwemmung richtig vorausgesagt, sondern ein Boot gebaut haben.