Irak - die Medien sind voll von Horrorgeschichten. Doch die Wirklichkeit im Irak sieht anders aus!
Autor Gelan Khulusi ist Iraker, wohnt in Deutschland und Irak. Er ist Vorsitzender der Deutsch-Irakischen Mittelstandsvereinigung e.V. MIDAN.
Entgegen landläufiger Meinung ist der Irak nicht ein einziges Trümmerfeld. Gerade die unter der Verwaltung der Kurdischen Regionalregierung stehenden drei nördlichen Provinzen erfahren derzeit ein regelrechtes Wirtschaftswunder.
Der beste Indikator für die verbesserte Wirtschaftslage ist das Verhältnis zwischen Irakischem Dinar und US-Dollar. Im Oktober 2003 stand der Wechselkurs für einen US-Dollar bei 1949 Irakischen Dinar. Heute erhält man für einen US-Dollar nur noch 1150 Irakischen Dinar. Dies bedeutet, dass das Vertrauen in den Irakischen Dinar um fast 70 % gestiegen ist.
Motor dieser Entwicklung war und ist der unübersehbare Bauboom in dieser Region. So stieg zum Beispiel der Preis für 1 t Portlandzement im Jahre 2004 von 45 US-Dollar auf bis zu 125 US-Dollar. Ähnliche Steigerungen sind auch im Hotel- und Gaststättengewerbe zu verzeichnen. Wo im Jahre 2004 noch Schwierigkeiten bestanden, überhaupt ein gutes Restaurant für seine Gäste am Sitz der Regionalregierung in Erbil zu finden, leidet man heute unter der Qual der Wahl.
Nach 30 Jahren Kriegs- und Embargoleiden fungiert nun zudem der internationale Handel gerade durch Importe im großen Stil wieder als Wachstumsmotor für die irakische Wirtschaft. Während die wichtigsten Handelspartner vor dem Embargo die EU und allen voran Deutschland waren, nehmen die Spitzenpositionen heute jedoch die Nachbarstaaten ein. Spitzenreiter ist die Türkei! Allein die Exporte des Exportweltmeisters Deutschland gingen von 4 Mrd. vor dem Embargo und 403,8 Millionen Euro im Jahre 2002 auf 138,1 Millionen € zurück, während die Türkei Zuwachsraten von bis zu 300% (!) allein in der exportorientierten Baubranche verzeichnen kann.
Hauptgrund für diesen Absturz der Handelsbilanz Deutschlands ist die flächendeckende Desinformation über den Irak hierzulande. Kaum einem Unternehmer ist bekannt, dass beispielsweise die Sicherheitslage im Gebiet der Kurdischen Regionalregierung (KRG) mit seinen Provinzen Erbil, Dohuk und Suleymania seit Jahren stabil gut ist. Länder wie Großbritannien, Dänemark oder Japan haben daher ihre Reisewarnungen für dieses Gebiet längst aufgehoben.
Die gute Sicherheitslage ist folgerichtig Grund dafür, dass die wenigen im Irak aktiven Firmen und der Verein Midan sich dort niederließen. Regelmäßige Direktflüge von Frankfurt nach Erbil sowie von Leipzig aus über Wien erleichtern die Geschäfte. Hotels nach europäischem Standard sind vor Ort leicht zu finden. Schon 1998 eröffnete in Dohuk das erste Sheraton. Derzeit baut Kempinski.
In diesem Jahr finden in Erbil, der Regionalhauptstadt des Nord-Irak, folgende Messen statt:
- Erbil International Fair - 15.10. bis 19.10.2008 - umfassende, nicht branchengebundene Messe
- Erbil Agro Food - 04.11. bis 07.11.2008 - Landwirtschaftsmesse
- Project Iraq 2008 - 04.11.2008 bis 07.11.2008 - Baumaterialien und -zubehör, Konstruktion
- Erbil Motorshow - 01.12. bis 05.12.2008 - vorgestellt werden Autozubehör und -ersatzteile
Mehr Infos: http://www.midan.de Deutsch-Irakische Mittelstandsvereinigung - Midan e.V.
MIDAN Deutsch-Irakische Mittelstandsvereinigung e.V. vertritt die Interessen seiner über 850 deutschen und irakischen Mitglieder sowie diverser irakischer Verbände und Institute. Ziel der Arbeit ist die Intensivierung und Förderung der deutsch-irakischen Beziehungen.