Knock out: Mit hohem Hebel in die Pleite!
Am Rande einer Veranstaltung in Köln wurde ich von etlichen Besuchern über meine Prognosen zum Silberpreis angesprochen. Ich verweigere gerne die Auskunft, denn das ist ungefähr so, als ob man jemanden fragt, wie sich die Laune seiner "besseren Hälfte" in den kommenden Tagen gestaltet. Dartpfeil-Werfen ist einfacher! Glauben Sie mir! Nicht dass ich mich nicht festlegen möchte, aber es gibt zu viele Anleger, die treffen ihre Entscheidungen aufgrund anderer Leute Meinung.
Sie kaufen dann Dinge, die sie besser nicht hätten kaufen sollten und oft auch nicht verstehen. Im Bereich der edlen Metalle ist es schon ein „kleiner“ Unterschied, ob man ein Zertifikat erwirbt oder die Ware physisch kauft. Doch meist stehen im Vordergrund die dicken Gewinne und Prozente, was ja an der Börse nichts Ungewöhnliches ist. Oft bekommt dann der Traum schnell den Vornamen "Alp". Die Zeitspanne war zu kurz bemessen, der Hebel zu hoch und der Einsatz zu groß.
Frank Meyer
Der "Berater" ist dann meist auch schwer erreichbar. Außerdem sollte man sich schon genau anschauen, was man da im Depot schlummern hat. Das macht Arbeit und kostet Zeit. An den Finanzmärkten gibt es eben keinen „free Lunch“, auch wenn das oft versprochen wird. Bei Edelmetallen ist eine Analyse recht einfach. Schauen Sie auf Angebot und Nachfrage. Basta! Und vergessen Sie bei allem rosa Rauschen nicht: Börsen handeln Wahrscheinlichkeiten, die dann oft nicht termin-und wunschgemäß eintreffen.
Viele Fragen zielten dabei auf ein bestimmtes Zeitfenster. Was meinen Sie? Wo steht Silber Ende Mai? Ende des Jahres? - wurde ich gefragt. Woher soll ich das wissen? Zu vermuten war aber, dass sich der Anleger mit Knock-Out-Zertifikaten vollgesogen hatte, also mit Papieren, die einen hohen Hebel besitzen, aber beim Unterschreiten einer bestimmten Marke in den Hades der Zertifikatewelt eintauchen und dort auch verbleiben. Und Tschüss! Doch auch ungehebelte Zertifikate haben ihre Tücken. Hinter keinem steckt auch nur eine Unze des Metalls. Das steht sogar im Kleingedruckten, deshalb ist es wohl auch klein gedruckt. Doch wer liest das schon durch?
Viele Anleger, die mit so einem Vehikel auf stark steigende Kurse setzten, haben ihren Einsatz verloren. Anleger in physischer Ware hatten dagegen zwar nicht die fünf – oder 15-fache Chance, sind aber auch ihr Geld jetzt nicht los. In solchen Zeiten wie diesen, erteilen uns die Götter und die, die sich als solche im Edelmetallmarkt fühlen oft harte Lektionen. Silber hat von seinem Hoch in der Spitze 30% verloren, Gold 15%. Diese heftigen Bewegungen sind nicht nur von Angebot und Nachfrage getrieben, sondern auch von Interessen. Gold ist beispielsweise auch ein politisches Metall. Wundern Sie sich also nicht über Kurssprünge oder Abstürze. Immer wieder lehrt der Markt die Hassadeure eins: BESCHEIDENHEIT.
Derweil sind die Edelmetalle wieder auf dem Weg in eine höhere Etage, die Knock-Out-Zertifikate stehen schon wieder auf den Kauflisten. Ich wette, dass beim nächsten Rutsch, der „zufällig“ wie der Blitz aus heiterem Himmel kommt, wieder Tausende ihr Geld verlieren. Vielleicht ist das auch Absicht.