Die Europäischen Zentralbank (EZB) plant für die nahe Zukunft offenbarkeinen Abzug der Liquidität, die sie den Märkten zur Abfederung derFinanzkrise zusätzlich zur Verfügung gestellt hat. Sollten sichallerdings erste Anzeichen für eine drohende Inflation zeigen, werdedie EZB das „nicht tolerieren“, sagte EZB-Vize Lucas Papademos imGespräch mit dem Handelsblatt (Mittwochsausgabe).
"Basierend auf denderzeit verfügbaren Informationen und unserer jüngsten Analyse gibt eskeine Veranlassung, unmittelbar den Abzug von Liquidität ins Auge zufassen. Wir haben uns festgelegt, weiter Zentralbankgeld zum festenNotenbankzins zur Verfügung zu stellen, unter anderem in Abhängigkeitvon der Stärke und der Geschwindigkeit der wirtschaftlichen Erholung.Es kommt darauf an, wie schnell sich die Wachstumsrate im Euro-Raumwieder der Potenzialrate annähert, bis zu der die Wirtschaftinflationsfrei wachsen kann. Sie müssen aber bedenken, dass diekünftige Potenzialrate niedriger sein kann", umschreibt der EZB-Vizedie Problematik und wollte daher auch keinen genauen Zeitpunkt für eineÄnderung der derzeitigen Strategie nennen.
Allerdings werde die EZBihre Exit-Strategie klar und rechtzeitig kommunizieren, betontePapademos: "Wenn wir zu dem Schluss kommen, dass sich der Zeitpunkt fürden Abzug von Liquidität nähert, werden wir das den Märkten mitausreichendem Vorlauf ankündigen, damit sie wissen, dass sie sich nichtmehr in dem gleichen Umfang auf Zentralbankgeld verlassen können, umihre Geschäfte zu finanzieren wie derzeit.
Die EZB habe verschiedeneWege und Instrumente, Liquidität wieder aus dem Markt zu nehmen. "Wirkönnten etwa nach und nach einige der Refinanzierungsgeschäfte nichterneuern, wenn sie auslaufen, oder wir ändern das Tenderverfahren, überdas wir Liquidität zur Verfügung stellen," sagte Papdemos und ergänzte:"Statt den Banken beispielsweise für eine Laufzeit von sechs Monatengegen Sicherheiten unbegrenzt Liquidität zur Verfügung zu stellen,bieten wir nur einen begrenzten Betrag an, für den die Banken bietenkönnen – so wie wir es in der Vergangenheit gemacht haben. Eine solcheÄnderung im Tenderverfahren würde es uns erlauben, die Liquidität nachund nach zu reduzieren."