Der DAX hat inden vergangenen knapp vier Wochen seit Anfang Juli fast 17 % zugelegt.Dieser Anstieg hat etliche Anleger kalt erwischt, die inzwischen denKursen hinterher schauen.
Eine versagende SKS und andere Fehlsignale
Ausgangspunkt für diese Rally war die vermeintliche Schulter-Kopf-Schulter-Formation(SKS) die Ende Juni die Analysten in ihrem Bann hielt. Genauer: Nichtdie SKS selbst, sondern das Versagen derselben verursachte die Rally(siehe Chart).
Nachdem dieKurse die Nackenlinie (NL) der SKS gebrochen hatten, wäre ein weitererKursrückgang zu erwarten gewesen. Nun finden sich hinterher sicherlichimmer Gründe, warum die SKS gerade in diesem Fall nicht funktionieren konnte. Aber das sind müßige Diskussionen. Hinterher ist man immer schlauer...
Für Trader undAnleger war die dynamische Wiedereroberung der Nackenlinie (grüneEllipse) das entscheidende Zeichen, dass diese SKS versagt und einmassives Fehlsignal produziert (SKS gehören normalerweise zu denverlässlichsten Chartformationen).
Fehlsignale sind sehr verlässliche Signale
Verlässlicherals SKS-Formationen sind eigentlich nur noch Fehlsignale jeglicher Art.Das liegt einfach daran, dass eine gescheiterte Formation wie dieseSKS, die viele Anleger bewegt, auf fallende Kurse zu setzen, dieselbenAnleger im Falle ihres Versagens zwingt, eben diese Fehlpositionenglattzustellen. Das bedeutet, dass dann entsprechend viele Anleger defacto auf steigende Kurse setzen – wenn auch wider Willen. Doch egal obgewollt oder nicht, der Effekt ist derselbe: Die Kurse steigenbesonders stark an, diese steigenden Kurse ziehen neue Anleger in denMarkt, die noch abgewartet haben, und Trader, die hartgesotten genugsind, ihre frühere falsche Position in die Gegenrichtung zu drehen.
Im Ergebnisdessen schießen die Kurse nach einem solchen Fehlsignal besonderskräftig nach oben, wie wir in den letzten Wochen sehen konnten.
Fehlsignale am laufenden Band
Doch die SKSvom Juni war nur der vorläufige Schlusspunkt einer ganzen Reihe vonFehlsignalen, die die Börsianer in den vergangenen Monaten genarrthaben (siehe Chart).
ZwischenOktober 2008 und Januar 2009 wurde jeder Ausbruch über die5.000-Punkte-Marke wieder abverkauft (Punkt 1: drei gelbe Ellipsen).Jedes Mal kam es zu einem Rückfall auf die alten Tiefs oder sogardarunter.
Das zweitesehr massive, aber schwer erkennbare Fehlsignal war der Kursrutschunter 4.000 Punkte im Februar/März 2009 (Punkt2: grüne Ellipse). Diesesführte zu der Rally, die erst im Mai ihr Ende fand – natürlichebenfalls mit einem Fehlsignal (Punkt 3: rote Ellipse), dem kurzenAusflug über das letzte Zwischenhoch.
Und zum Schluss folgte dann die schon erwähnte versagende SKS (Punkt 4: grüne Ellipse).
Droht uns nun das nächste Fehlsignal?
Die aktuelleSituation könnte sich ebenfalls wieder in einem Fehlsignal entladen.Die obere rote Abwärtslinie II, die parallel zu der sehr markanten undvielfach bestätigten Linie I läuft, wurde bisher nur kurz überwunden,desgleichen die dort verlaufende blaue Widerstandslinie.
Kommt es hierzu einem signifikanten Rückfall, droht vermutlich ein kräftigerEinbruch, denn viele Analysten haben nun schon das Ende desBärenmarktes ausgerufen.
Zudem gibt esauch noch echte Negativfaktoren. Da ist zum einen der typischeSaisonverlauf, wonach August und September eher schwache Monatesind.Zum anderen deuten die Konjunkturdaten zwar an, dass die Talsohleerreicht ist, aber ein anhaltender Aufschwung lässt sich daraus nochnicht ableiten.
Zwischen Liquidität und Fundamentaldaten
Diesignifikanten Kursanstiege der letzten Zeit können also zweierleibedeuten. ERSTENS sind sie möglicherweise eine übertriebene Vorwegnahmesehr positiver Erwartungen, die in den nächsten Monaten dann vielleichtenttäuscht werden. Das könnte zu sehr nachhaltigen Kursrückgängenführen.
ZWEITENS hatnun eventuell einfach die Liquidität die Märkte geflutet, wie von unsschon mehrfach erwartet. Dann sind weitere deutliche Kursanstiege„jenseits jeder wirtschaftlichen Vernunft“ durchaus möglich. Damitwürde die Korrektur nur vertagt. Wenn bis dahin auch der Aufschwung inSichtweite kommt, erleben wir vielleicht nur eine Seitwärtsbewegung aufhohem Niveau.
Kurzfristigkommt es also nun darauf an, dass sich der DAX in der Kursregionoberhalb von 5.000 Punkten halten kann und eventuelle Gewinnmitnahmender Anleger durch nachströmende Liquidität mindestens kompensiertwerden.
Torsten Ewert --->stockstreet.de